Roadtrip pur auf der Utah State Route 12

Roadtrip pur auf der Utah State Route 12

Dieser Post ist Teil der Serie Bizarre Natur in Utah: Zion und Bryce Canyon & Capitol Reef National Parks
Mehr Beiträge

Das Programm für den heutigen Tag hatten wir so vor Beginn des Urlaubs überhaupt nicht auf dem Schirm. Erst seit unserer Entscheidung in Pahrump, die National Parks um Moab (Arches und Canyonlands) nicht anzusteuern, ist plötzlich zwischen Bryce Canyon NP und Grand Canyon eine Lücke von zwei Tagen zu füllen. In den letzten Tagen haben wir uns deshalb etwas genauer mit der Gegend beschäftigt.

Ein Tipp von Nicos Chef macht uns auf die Utah State Route 12 aufmerksam, die kurz vor dem Bryce Canyon NP beginnt, Richtung Nordosten nach Torrey führt und dabei das Grand Staircase Escalante National Monument und einen der zuletzt erschlossenen Landstriche der USA durchquert. Sie gehört zum Netz der National Scenic Byways, das die schönsten und spektakulärsten Nebenstraßen der USA auszeichnet. Eine der bekanntesten ist die legendäre Route 66, die Utah State Route 12 gilt aber als eine der schönsten überhaupt.

In direkter Nachbarschaft zu Torrey liegt außerdem der Capitol Reef NP, einer der unbekannteren National Parks der Gegend, den wir uns aber wegen der günstigen Lage nicht entgehen lassen wollen. Der einzige offensichtliche Nachteil an unserem Plan ist der, dass wir mangels anderer Straßen durch diese menschenleere Gegend morgen die gleiche Strecke wieder zurückfahren werden, um nach Arizona und in die Nähe des Grand Canyon zu kommen.

In Tropic gönnen wir uns noch ein für amerikanische Verhältnisse sehr üppiges Frühstück auf der Terrasse des Pioneer Village, das im Preis eingeschlossen sogar das magere WiFi vergessen lässt.

Eine der abgelegensten Ecken der USA

Danach geht es nahtlos auf die Straße, die außer uns fast komplett leer ist. Als einziges Hindernis bis Escalante treffen wir auf zwei Wohnmobile, die auf der kurvigen Strecke nicht zu überholen sind und uns ziemlich ausbremsen. Bei der Landschaft um uns herum ist das aber kein Nachteil: Noch mehr als in der Wüste Nevadas kommt hier echtes Western-Feeling auf. Die Straße führt auf 180 km nur durch drei kleine Siedlungen, ansonsten hat man Landschaft pur und den blauen Himmel über sich. Bis Escalante führt die Straße durch ein Flusstal, in dem man aber immer wieder an Aussichtspunkten anhalten und Überreste der frühen einheimischen Kulturen an den Felsen begutachten kann.

Grand Staircase Escalante NM
Eine der als letztes erschlossenen Regionen der USA. Bis in die 30er Jahre gab es hier nur den Esel als Transportmittel

Am Ortseingang von Escalante wartet das zum Grand Staircase Escalante National Monument gehörende Visitor Center auf uns. Ausstellung und Doku-Film sind erstklassig, auch wenn sich hierher offensichtlich nur wenige Besucher verirren. Das komplette National Monument ist eher ein Geheimtipp: Mit 7600 Quadratkilometern ist es halb so groß wie Schleswig-Holstein und größer als die meisten National Parks. Der Hauptgrund, dass es „nur“ als Monument und nicht als Park ausgewiesen ist liegt darin, dass National Monuments vom Präsidenten im Alleingang geschaffen werden können, während es für einen National Park ein Gesetz braucht. Das war bei der Einrichtung 1996 wegen der nicht unbedingt für ihr ökologisches Gewissen bekannten republikanischen Mehrheit im Kongress außerhalb des Möglichen. Landschaftlich umfasst es einen großen Teil des Colorado Plateaus mit Klippen und Wüste bis hin zum Hochgebirge. Neben der State Route 12 als Hauptattraktion winken hier viele unbefestigte Nebenstraßen und Wanderrouten mit pittoresken Namen, zum Beispiel der Calf Creek Canyon mit einem Wasserfall und die Hell’s Backbone Road. Hier ist man dann aber auch wirklich im Outback und sollte entsprechende Vorkehrungen gegen Pannen und Unfälle treffen.

Zwischen Escalante und Boulder folgt der spektakulärste Teil der Strecke: Vom Head of the Rocks Overlook überblickt man eine nach allen Seiten endlos wirkende Felswüste, durch die sich die Straße schlängelt. Danach wird der Canyon des Escalante River durchquert, bevor sich die Straße durch den Calf Creek Canyon nach oben und dann auf einem hohen Felsrücken zwischen zwei Abhängen der winzigen Siedlung Boulder nähert. Nach Boulder folgt dichter Nadelwald, hier ist Vorsicht angesagt, da immer wieder Rinder und Wildtiere die Straße überqueren oder direkt am Straßenrand stehen. Nach insgesamt gut drei Stunden Fahrt erreichen wir dann Torrey, unser heutiges Ziel.

Nationalpark Nr. 5: Capitol Reef

Im vollen Tatendrang fahren wir direkt weiter zum 18 km östlich gelegenen Capitol Reef NP. Der umfasst als Hauptattraktion die Waterpocket Fold, eine gut 100 Meilen lange geologische Formation, die hier als Serie faszinierender Klippen den Weg nach Osten blockiert.

Capitol Reef NP
Waterpocket Fold und Wölkchen am Scenic Drive. Die über 100 Meilen lange Waterpocket Fold zieht sich durch den Capitol Reef NP. Der Geologe des Vertrauens spricht von einer monoklinen Falte

Die Besonderheit des Parks ist, dass er die ehemalige mormonische Siedlung Fruita einschließt, deren wenige erhaltene Gebäude zwischen grünen Obstplantagen einen einmaligen Kontrast zur trockenen Umgebung bilden. Auch hier steht zuerst das Visitor Center und der Souvenirshop zwecks Magnetensammlung auf der Agenda. Das verspätete Mittagessen gönnen wir uns dann als Picknick unter den Obstbäumen neben dem Fremont River und dem alten Schulhaus von Fruita.

Wie die meisten der Besucher des Capitol Reef fahren wir zunächst den Scenic Drive ab, der als Stichstraße etwa 10 Meilen entlang der geologischen Falte nach Süden führt. Die Felsformationen hier können locker mit Zion und Bryce Canyon mithalten. Besonders sind hier die Washes, tief in die Klippen gewaschene V-förmige Schluchten, durch die bei Regen Wasser als Sturzflut ins Tal rauscht. Die umherliegenden Felsbrocken lassen keinen Zweifel an der Kraft dieser Naturgewalt. Am Capitol Gorge am Ende des Scenic Drive könnte man zu einer Wanderung starten, wir fahren aber direkt zurück nach Fruita.

Auf dem Scenic Drive gibt es wieder die Tagesration an roten Felsen. Heute garniert mit den bisher schönsten Wolkenformationen
Aufstieg zum Cohab Canyon
Im Cohab Canyon ist es vor allem heiß… wir haben unseren Wasservorrat ein wenig zu optimistisch geplant
Schmetterling im Cohab Canyon
Löchrige Felsen im Cohab Canyon
Ein einsamer Hoodoo im Cohab Canyon
Cohab Canyon
Eidechse im Cohab Canyon
Kakteen im Cohab Canyon

Um heute zumindest noch ein wenig für die Fitness zu tun nehmen wir von Fruita aus die Wanderung über den Cohab Canyon zum North Overlook in Angriff, von wo aus man die Obsthaine und die Schlucht des Fremont River überblicken kann. Die Strecke ist kurz und wir nehmen nur jeweils einen Liter Wasser mit, was wir nach dem ersten steilen Teilstück und bei 36°C aber schnell bereuen. Die Strecke ist wunderschön, neben bizarr ausgewaschenen Felsen und Hoodoos sind hier auch Eidechsen und Schmetterlinge zu sehen. Nach 4,5 km zurück am Auto sind wir aber ziemlich bedient.

Noch ein kurzer Abstecher nach Torrey

Auf der Rückfahrt nach Torrey fängt es kurz an zu regnen. Auf den Hotelpool hat heute merkwürdigerweise niemand Lust und wir fahren noch kurz ins Zentrum von Torrey, um unsere schwindenden Vorräte aufzustocken.

Zum Abendessen geht es zu Slacker’s Burger Joint, das nicht zu Unrecht mit einem Platz unter den besten 10 Burger-Restaurants Utahs wirbt. Er schafft es auf jeden Fall locker in die Top 3 des Urlaubs.



Tropic zum Capitol Reef NP: 112 Meilen / 181 Kilometer
Wanderung im Cohab Canyon zum North Overlook: 2,8 Meilen / 4,5 Kilometer
Capitol Reef NP nach Torrey: 11 Meilen / 18 Kilometer

Tankfüllung: 12,50 $
Einkauf: 5,00 $
Slacker’s Burger Joint: 30,16 $
Motel: 103,59 $

Michael

Hallo, ich bin Michael. Wenn ich nicht im Alltag mit Statistiken und Zahlen jongliere genieße ich es, die Welt zu erkunden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von travelMJN

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen