Vom Zion zum Bryce Canyon NP

Vom Zion zum Bryce Canyon NP

Dieser Post ist Teil der Serie Bizarre Natur in Utah: Zion und Bryce Canyon & Capitol Reef National Parks
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Nach drei Nächten im Bundesstaat Utah ist uns schon aufgefallen, dass die Dichte an Sehenswürdigkeiten verglichen mit California und Nevada so hoch ist, dass unsere Tagesetappen ziemlich kurz ausfallen. Nach zwei kompletten Tagen im Zion NP steuern wir heute den deutlich bekannteren Bryce Canyon NP an, der aber auch gerade 150 km weiter liegt. Auch heute bleibt uns also viel Zeit zum Wandern und erkunden außerhalb des Autos.

Aber man kann natürlich auch einfach ausschlafen. Weil früher eh keine Chance besteht, zum Frühstücksbuffet vorzudringen, versuchen wir es erst gegen 10 Uhr und verlassen den Frühstücksraum mit einem Berg frisch gebackener Waffeln 🙂

Zion-Mount Carmel Highway

Der schnellste Weg zum Bryce Canyon führt uns nochmal durch den Zion Canyon, hinter dessen Eingang sich der Zion-Mount Carmel Highway in einer Reihe beeindruckender Serpentinen und Tunnel nach oben auf das östlich gelegene Hochplateau schraubt.

Eine der schönsten Strecken unserer Tour und einen Abstecher wert, selbst wenn man nicht unbedingt in diese Richtung unterwegs ist. Kurz vor dem Ausgang des Parks kommt uns noch zur Rechten die Checkerboard Mesa vor die Linse, ein Tafelberg mit von Erosionslinien in einem Karomuster überzogenen Oberfläche.

Die Landschaft wandelt sich danach wieder einmal deutlich und erinnert mich zwischendurch sogar an das Alpenvorland mit grünen Hügeln, kleinen Nadelwäldern und viel Weideland. In Orderville kommen wir an einer German Bakery vorbei und überlegen, ob wir ein zweites Frühstück einlegen. Am Ende fahren wir aber doch weiter. Fehlentscheidung 🙁

Ein paar Wochen später in Deutschland finde ich über genau diese Bäckerei einen Artikel in der WELT. Die Einschätzung zur Qualität amerikanischen Brots kann ich komplett teilen, es gibt zwar Auswahl, aber das meiste hat dann doch Konsistenz und Geschmack von Toastbrot.

Angekommen im Bryce Canyon

Eine knappe Stunde später erreichen wir den Eingang zum Bryce Canyon NP und nehmen uns auch hier zuerst das obligatorische Visitor Center vor. Im Theater gibt es einen Dokufilm zur geologischen Geschichte der Gegend, ansonsten nur einen sehr groß ausgefallenen Souvenirshop. Die Suche nach einem passenden Kühlschrankmagneten ist hier trotzdem schwieriger als in den anderen Parks und auch sonst ist es hier ziemlich einfallslos verglichen mit den bisher gesehenen Parks.

Bryce Canyon
Vom Rim Trail aus ist das Gewirr aus Hoodoos und Felssäulen kaum greifbar

Im Bryce Canyon erreicht man zwar alle sehenswerten Punkte mit dem eigenen Auto, wir weichen aber wieder auf den Shuttlebus aus, der uns weniger ökologische Bauchschmerzen bereitet. Der Park ist überraschen kompakt, er besteht einerseits aus einem Netz von wegen entlang der Oberkante des halbkreisförmigen, sogenannten Amphitheaters (genau genommen ist Bryce Canyon gar kein Canyon, sondern eine stark erodierte Kante des Colorado-Plateaus). Von dort führen mehrere Wege zwischen den wilden Steinformationen, Säulen und Hoodoos nach unten.

Vorher ist ein stärkendes Mittagessen fällig. Die Gelegenheit dazu findet sich hinter der Bryce Canyon Lodge, nennt sich Valhalla Pizzeria und sorgt für den zweiten Moment des Tages, in dem ich mich sehr klischee-deutsch fühle. Met gibt es leider keinen 🙂

Wir laufen ein Stück des Rim Trails ab und lassen das Panorama auf uns wirken. Anders als im Zion Canyon, wo rot die vorherrschende Farbe war, sind die Formationen im Bryce Canyon aus honiggelbem Sandstein. Die Schicht, in der wir uns finden, liegt deutlich höher als die im Zion und ist damit auch bedeutend jünger. Mehr zum Colorado Plateau und seiner Geologie gibt es dann am Grand Canyon in voller Pracht. Vor uns breitet sich ein Talkessel voller bizarrer Steinformationen, Türme, Säulen, Wände und Fenster aus. Wirklich erfassen kann man sie wegen der Weitläufigkeit aber nicht. Ich bin sogar anfangs ein wenig enttäuscht, gefühlt hat man einfach schon so viele Fotos von der Szenerie gesehen, dass man zu viel erwartet.

Ohne Strapazen geht es dann doch nicht…

Richtig anfreunden mit Bryce Canyon kann ich mich erst, als wir den Rim Trail verlassen und am Sunset Point auf dem steilen Navajo Loop nach unten steigen. Wie üblich nimmt der Großteil der Besucher diese Strapaze nicht auf sich und hier unten ist es sowohl kühler als auch ruhiger. Zwischen den Säulen und Formationen stehen immer wieder auch Pinien und andere Bäume, die einen spannenden Kontrast liefern.

Wir hängen noch den Queens Garden Trail dran, der nach einem Hoodoo benannt ist, der extrem an die britische Queen Victoria erinnern soll. Wir laufen durchgehend mit dem Kopf im Nacken und suchen nach Assoziationen: Ich sehe Figuren, Gesichter, Bäume und Bauwerke. Das Ganze ist wegen der fortlaufenden Erosion auch noch im langsamen, aber steten Wandel und die Parkzeitung bittet ausdrücklich darum, der Verwaltung umgestürzte oder abgebrochene Formationen zu melden, da auch bekannte Hoodoos schon über Nacht in sich zusammengebrochen sind.

Irgendwo hier muss ein Hoodoo stehen, der aussieht wie Queen Victoria, daher der Name des Trails
Das Tor zumindest ist eindeutig nicht natürlichen Ursprungs
Der hier dürfte als nächstes umfallen
Queens Garden Trail
Die härteste Steigung kommt natürlich wieder zum Schluss
Queens Garden Trail
Queens Garden Trail
Queens Garden Trail
Queens Garden Trail
Theoretisch kann man auch von unten her ins Amphitheater hineinwandern, ohne Karte aber eher nicht zu empfehlen

Wieder nach oben kommen wir am Sunrise Point nach einem anstrengenden Anstieg. Wir haben jetzt den Eindruck, schon alle für uns lohnenden Ziele im Park gesehen zu haben. Eigentlich hatten wir uns noch die Option offen gehalten, am nächsten Tag den Vormittag hier zu verbringen, aber das wäre wohl zu viel des Guten. Dementsprechend geht es in Richtung unserer Unterkunft.

Die liegt in Tropic, etwa 20 km entfernt und der einzige nennenswerte Ort im Umkreis. Dort haben wir ein Zimmer im Bryce Canyon Village reserviert. Die Anlage ist ziemlich groß, neben Cabins und einem Campingplatz gibt es hier auch mehrere Zeilen mit Motelzimmern. Unser Zimmer ist ganz am Ende der Anlage, WiFi gibt es deshalb nur auf Sparflamme. Abgesehen davon ist das Zimmer in Ordnung und Frühstück ist inklusive.

Sonnenuntergang auf Sächsisch

Nach einem guten Powernap (der letzte Tag ging uns doch auf die Knochen) steigen wir gegen 20 Uhr wieder ins Auto, um uns den Sonnenuntergang im Park anzuschauen. Dazu steuern wir den Bryce Point am Südende des Amphitheaters an, wo wir fast unter uns sind.

Der Weg lohnt sich total, die untergehende Sonne taucht die Felsspitzen nochmal in ein komplett neues Licht und sorgt für eine ganz eigene Atmosphäre. Ein Wermutstropfen: Zu uns gesellt sich eine Gruppe von vier Deutschen, die wir akustisch eindeutig in Dresden verorten können und die in tiefstem Sächsisch lautstark jede Bewegung der Sonne kommentieren. Wir outen uns lieber nicht als Landsleute 😐

Es folgen: Die Fahrt zurück nach Tropic, ein kleiner Spaziergang im Mondschein auf der Suche nach WiFi-Empfang und ein erschöpfter, tiefer Schlaf.



Hurricane zum Bryce Canyon NP: 110 Meilen / 187 Kilometer
Bryce Canyon nach Tropic: 15 Meilen / 24 Kilometer
Wanderung Navajo Loop und Queens Garden Trail: 3,1 Meilen / 5 Kilometer

Tankfüllung: 15,13 $
Mittagessen: 32,17 $
Motel: 106,59 $

Michael

Hallo, ich bin Michael. Wenn ich nicht im Alltag mit Statistiken und Zahlen jongliere genieße ich es, die Welt zu erkunden.

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