Wüste pur im Death Valley

Wüste pur im Death Valley

Wir frühstücken heute schon um 7:30 Uhr, um möglichst bald auf der Straße Richtung Death Valley zu sein und die ärgste Mittagshitze zu vermeiden. Für heute sind 107°F vorhergesagt, das macht 42°C. Das Frühstück ist erstaunlich gut, neben frischen Croissants und (starkem!) Kaffee kann man sich frische Waffeln backen. Aufschnitt oder Käse gibt es aber leider auch hier nicht, aber das hätte uns wirklich vom Hocker gerissen.

Lone Pine
Frühstück gibt es heute mal wieder in der Morgensonne

Aufbruch in die Hitzehölle

Vor uns liegen zunächst gut 150 km durch unbewohnte Wüste. Man verliert hier leicht das Gefühl für Zeit und Entfernungen. Irgendwann kommen wir an einen Aussichtspunkt, halten an und werfen unseren ersten Blick auf das Death Valley, das sich quer vor uns erstreckt. Denken wir zumindest. Wir haben zwar die Daheimgebliebenen schon per Facebook mit einem Foto versorgt, als wir uns aber an die steile Abfahrt machen kommen uns erste Zweifel, das Tal sieht zwar aus wie Death Valley, wirkt aber eine Nummer zu klein. Ein Wegweiser klärt uns auf, dass wir noch mindestens 70 km vor uns haben. Wir lassen das von uns ‚Fake Valley‘ getaufte Tal hinter uns (es muss wohl das Panamint Valley gewesen sein), verzichten aber darauf, den Irrtum aufzuklären.

Death Valley
Fake Valley war dann doch ein wenig zu klein.

Eine Bergkette weiter, der nächste Aussichtspunkt und diesmal fällt der Blick in das richtige Tal. Die Dimensionen lassen sich nur erahnen, wir erkennen aber schon von hier oben die verschiedenen Geländeformen im Tal, die von Dünen bis zu Salzebenen reichen und die Felsen in allen denkbaren Farben. Schon vorweg genommen: Auf Fotos lässt sich der tatsächliche Eindruck des Death Valley nicht einmal ansatzweise einfangen. Wer mit der Erwartung hinfährt, nur Leere und öde Felsen vorzufinden wird definitiv eine Überraschung erleben.

Anders als im Sequoia gibt es am Eingang zum National Park kein Kontrollhäuschen zum Bezahlen des Eintritts. Ich halte es angesichts der Temperaturen auch für unwahrscheinlich, dass sich für den Job Bewerber gefunden hätten 🙂 Stattdessen wird man aufgefordert, das Visitor Center anzusteuern und seinen Eintritt dort zu bezahlen. Man baut auf Ehrlichkeit. Wir haben ja sowieso unseren Jahrespass.

Mesquite Sand Dunes

Unser erstes Ziel sind die Mesquite San Dunes, ein riesiges Dünenfeld direkt an der Hauptstraße des Parks. Entstanden sind die Dünen aus Sandmassen, die von den hier vorherrschenden Winden über die Jahrtausende hier am Nordende des Tals abgelagert wurden. Es ist jetzt gegen 10 Uhr und wir haben schon 33°C. Das ist zwar in der trockenen Wüstenluft noch einigermaßen angenehm, wir nehmen aber die Warnschilder ernst, die vor Hitzschlag und dem Betreten der Dünen in der Mittagshitze warnen.

Ausgerüstet mit Basecap und je einem Liter Wasser wagen wir uns in die Dünen. Keine 100 Meter vom Parkplatz entfernt fühlt man sich wie mitten in der Sahara. Oder wie in Star Wars, wofür die Dünen als Kulisse gedient haben. Zurück am Auto sind die Wasserflaschen leer. Wir werden heute jeder an die 5 Liter verbrauchen.

Wir steuern Furnace Creek an, wo neben einigen luxuriösen Hotels das Visitor Center des Parks zu finden ist. Wir schauen uns die Ausstellung und einen Doku-Film an. Wir erfahren einiges über die Entstehung des Death Valley und sein besonderes Klima. So fallen hier jährlich nur zwei Millimeter an Niederschlag bei einem 75-Fachen an Verdunstung. Trotzdem kann man mit viel Glück im Frühjahr nach einem der seltenen Niederschläge im Tal einen Teppich von blühenden Wüstenblumen erleben. Ich baue auch meine Sammlung von Nationalparks-Kühlschrankmagneten weiter aus. Zur Mittagspause gönnen wir uns gleich noch ein paar Bagels, bevor wir im Talgrund Richtung Badwater weiterfahren.

Badwater, Artist’s Drive & Dante’s View: Es wird ungemütlich

Das Badwater Basin ist mit 85,5 Metern unter dem Meeresspiegel der tiefst gelegene Punkt der USA. Der ehemalige Salzsee ist mittlerweile eine riesige Salzebene, die weiß in der Sonne schimmert. Nur am Rand sehen wir einen kleinen Tümpel, der an den See erinnert. Auf das Salz führt ein Holzweg, man kann aber auch noch weiter hinaus laufen. Auch hier geht wieder pro Kopf ein knapper Liter Wasser drauf. Wegen der Dimensionen des Tals sind wir jetzt leider doch in der Mittagshitze gelandet. Bei 41,5°C wirkt auch die leichte Brise wie zusätzliche Folter mit dem Heißluftfön. Im Auto ist das auszuhalten, wir fahren mit offenen Fenstern und kommen wegen des Fahrtwindes sogar ohne Klimaanlage aus. Bei jedem Stopp fühlt man aber den Schlag der plötzlichen Hitze, wir schrauben das Tempo runter, trinken extrem viel und achten auf Anzeichen eines Hitzschlags.

Auf dem Rückweg von Badwater fahren wir einen Umweg über den Artist’s Drive. Entlang einer 9 Meilen langen Einbahnstraße spielt das Death Valley alle seine Stärken aus und präsentiert Felsen in allen Farbschattierungen von Rot über Gelb, Grün,Violett und Blau bis Schwarzgrau. Neben dem ganzen Fotografieren sind die vielen engen Kurven und Steigungen auch fahrerisch eine willkommene Abwechslung. Kurz vor Ende folgt die Artist’s Palette, eine Bergflanke auf der sich nochmals das komplette Farbspektrum wiederfindet.

Wir nähern uns wieder Furnace Creek. Da sowohl nach Osten als auch Westen die nächsten Siedlungen 100 Meilen entfernt liegen, muss die Tankstelle hier eine Goldgrube sein: Die 4,50 $ je Gallone sind unser mit Abstand teuerstes Benzin der Reise, aber bevor man in der Wüste mit leerem Tank stehen bleibt…

Wir verlassen das eigentliche Tal und steuern noch die beiden bekanntesten Aussichtspunkte des Parks an. Der Zabriskie Point bietet mit seiner kahlen, zerklüfteten und erstaunlich gelben Erosionslandschaft mit dem Tal im Hintergrund einen faszinierenden Kontrast. Wir haben aber größere Schwierigkeiten, ein Foto zu schießen, auf dem niemand durch unser Bild rennt. Wir fahren weiter zu Dante’s View, den wir über eine Stichstraße erreichen. Hier befinden wir uns direkt über dem Badwater Basin und können so gleichzeitig den tiefsten und den höchsten Punkt des Parks sehen, den 3366 Meter hohen Telescope Peak.

Death Valley
Blick von Dante’s View

Adios California, welcome to Nevada!

Mittlerweile trägt auch das Auto nicht mehr viel zur Abkühlung bei, wir widerstehen aber dem Drang, die Klimaanlage aufzudrehen und den kompletten Temperaturschock zu riskieren. Unsere Checkliste ist inzwischen abgearbeitet, wir verlassen den Park Richtung Osten und nehmen die verbleibenden 90 Meilen nach Pahrump in Angriff, unserer Basis für das restliche Wochenende. Wir nehmen damit auch endgültig Abschied von California und sind nun im Staat Nevada, was sich direkt in einem höheren Tempolimit und unzähligen Werbeschildern für Casinos bemerkbar macht. Pahrump hat zwar nur 25 000 Einwohner, nimmt aber locker die Fläche von Leipzig ein. Wenn es in der Wüste etwas gibt, dann ist es Platz.

Auf die Idee, uns hier überhaupt nach einer AirBnB-Unterkunft umzuschauen, hat uns Björns Reiseblog gebracht, der auch bei der Vorbereitung unserer Reise eine meiner Inspirationsquellen war. Unsere Unterkunft ist ein komplettes Haus mit drei Schlafzimmern, zwei Bädern, einem riesigen Wohnzimmer und einer voll ausgestatteten Küche. Als wir ankommen läuft Musik und wir fühlen uns gleich willkommen. Kathleen, unsere Gastgeberin vermietet das Haus entweder als Ganzes oder in zwei separate Einheiten aufgeteilt. Wir sind dieses Wochenende aber die einzigen Gäste. Nach Stunden in der Hitze ist die Dusche eine einzige Wohltat, auch die 33°C, die in Pahrump herrschen, kommen uns angenehm kühl vor.

Wir steuern Albertsons an, um uns mit Vorräten für das Wochenende einzudecken. Die Möglichkeiten, die uns eine komplette Küche bietet, wollen wir komplett ausnutzen und lassen eine Menge Geld im Laden. Heute Abend gönnen wir uns selbstgemachte Burger mit viel Gemüse, genießen die laue Abendluft und die weichen Betten.



Lone Pine zum Death Valley: 104 Meilen / 167 Kilometer
Furnace Creek, Badwater, Dantes View: 53 Meilen / 85 Kilometer
Death Valley nach Pahrump: 90 Meilen / 321 Kilometer

Tankfüllung: 15,33 $
Einkauf: 104,50 $
Unterkunft (AirBnB): 180,25 $

Michael

Hallo, ich bin Michael. Wenn ich nicht im Alltag mit Statistiken und Zahlen jongliere genieße ich es, die Welt zu erkunden.

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