Nach dem heute anstehenden Abschied vom Sequoia National Park steht uns eine der längsten Auto-Etappen des Urlaubs bevor. In Luftlinie gemessen sind es vom Park zwar nur rund 70 km bis nach Lone Pine, unserem heutigen Ziel. Dazwischen liegt aber die Hauptkette der Sierra Nevada, über die im Umkreis von 150 km keine Straße führt. Wir fahren also Richtung Süden bis Bakersfield, umrunden dort die südlichen Ausläufer des Gebirges und fahren auf der Ostseite durch das Owens Valley wieder nach Norden. Insgesamt gut 470 km.
Der Morgen birgt vor dem Aufbruch aber noch einige Schwierigkeiten. Statt Regen begrüßt uns heute klirrende Kälte bei -4°C. Mein Frühstück wird dadurch nicht einfacher, da das Zittern vor Kälte es fast unmöglich macht, den Löffel mit Milch und Müsli gefüllt zum Mund zu bringen. Immerhin die Kollegen amüsieren sich aber blendend. Das Zelt ist schnell abgebaut und im Auto tauen auch die Finger wieder auf.
Richtung Bakersfield
Die Abfahrt über Serpentinen und Steigungen aus den Hochregionen des Parks über 1900 Höhenmeter hinab ins Tal ist ein letztes Highlight zum Abschluss. Wieder im Tal fahren wir die nächste Stunde inmitten von Orangen- und Zitronenplantagen auf schnurgeraden Straßen entlang.
Die Temperaturen hier sind in einer völlig anderen Größenordnung und wir legen eine Pause ein, um uns kleidungstechnisch auf die gut 30°C um uns herum einzustellen. Wir sehen viele kleine Verkaufsstände für Obst und Gemüse am Straßenrand und Christopher kommt die Idee, uns mit Limetten einzudecken, um unseren Wasservorrat geschmacklich aufzubessern. Bei der Gelegenheit decken wir uns auch gleich mit Pfirsichen als Proviant ein.
Als wir uns Bakersfield nähern werden die Obstplantagen durch ein großes Ölfeld ersetzt. Auch unser Auto scheint das zu merken und wir halten nach einer Gelegenheit zum Tanken Ausschau. Wie üblich ist das kein Problem, denn im Land der unbegrenzten Möglichkeiten findet man an einer durchschnittlichen Kreuzung nicht eine, sondern gleich drei Tankstellen, alle mit eigenen, deutlich verschiedenen Preisen an je einer Ecke der Kreuzung. Gut für uns, denn hier scheitern wir erstmals komplett an der Bezahlung. Der dritte Tankstellenautomat akzeptiert meine Kreditkarte anstandslos und der Tank ist wieder gut gefüllt. Da wir schon drei der vier Ecken der Kreuzung angesteuert haben beschließen wir, auch die vierte für einen kurzen Mittagssnack anzusteuern, weil sich dort unser Lieblingsimbiss Jack in the Box angesiedelt hat.
Nach Bakersfield passieren wir die südlichsten Ausläufer der Sierra Nevada und einen gewaltigen Windpark, wir sind doch unübersehbar im US-amerikanischen Musterland der Ökologie unterwegs.
Hier fängt die Wüste an
Ab hier wandelt sich auch unser Verständnis von „karg“ in Bezug auf die Landschaft: Wir sind jetzt unübersehbar in der Wüste angekommen.
Da der Großteil der vom Pazifik kommenden Wolken wie schon bemerkt an den Westhängen der Sierra Nevada ihre Regenlast verlieren ist es hier im östlichen Regenschatten der Berge staubtrocken. Die graue Ebene wird nur durch einige Flecken von dürrem Gras und hin und wieder durch einige Joshua Trees unterbrochen. Der Blick schweift ununterbrochen in die Ferne und man hat den Eindruck, die Mojave-Wüste wäre endlos unter dem blauen Himmel
Nach Norden hin fahren wir durch das Owens Valley, ein breites Tal zwischen der Ostflanke der Sierra Nevada und den weiter östlich liegenden Bergketten. Wir kommen an einigen schönen Felsformationen im Red Rock State Park und mehreren Geisterstädten und aufgegebenen Fabriken vorbei, bis Lone Pine gibt es aber keine bewohnten Siedlungen mehr.
Laut Karte sollte rechts von uns eigentlich der Owens Lake, ein riesiger See liegen. Wir sehen aber nur eine staubige Salzebene. Später erfahren wir, dass der See jedes Jahr nur noch über wenige Wochen in den Wintermonaten existiert. Die wachsende Stadt Los Angeles hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts die Wasserrechte im Owens Valley gesichert und zieht seither zum Unmut der Bewohner des Tals Wasser über eine riesige Pipeline ab.
Lone Pine, ein echtes Western-Nest
Unser Ziel Lone Pine ist eine Kleinstadt mit gut 2000 Einwohnern, die in den fünfziger und sechziger Jahren wegen ihrer Lage vor den Alabama Hills und dem Mount Whitney als Filmkulisse für diverse Western diente. Die Stadt wirbt mit dieser Vergangenheit. Mann kann sowohl das Hotelzimmer anschauen, in dem Clint Eastwood übernachtet hat als auch ein recht neues Filmmuseum besuchen, das wir uns aber nicht anschauen.
Wir steuern am Ortseingang das Eastern Sierra Interagency Visitor Center an, dass Informationen zum Death Valley National Park, unserem morgigen Ziel, und den sonstigen Schutzgebieten der Umgebung bietet. Uns interessieren besonders die Wetter- und Temperaturprognosen für den kommenden Tag. Für den nächsten Tag sind gut 40°C angekündigt, auch wenn es gerade sogar leicht regnet als wir in Lone Pine ankommen.
Wir checken im Hotel ein, das heute praktischerweise auch einen Pool besitzt und fahren ins Zentrum, um unsere Mägen zu füllen. Nach zwei Tagen in der Wildnis müssen wir unsere Vorräte wieder aufstocken, unsere Suche nach einem Postamt und Briefmarken bleibt aber erfolglos. Außerdem spendieren wir dem Auto eine Tankfüllung und prüfen vor dem Aufbruch ins Death Valley wie empfohlen den Stand der Kühlerflüssigkeit.
Zum Abendessen gibt es Pizza, diesmal aber frisch zubereitet und geschmacklich sehr zu empfehlen. Wir lassen den Abend im Hotel ausklingen, Christopher nutzt die Vorzüge des Pools und wir genießen den grandiosen Ausblick auf die Bergketten in der Ferne.
Sequoia NP nach Lone Pine: | 293 Meilen / 472 Kilometer |
Tankfüllung: | 25,00 $ |
Obst: | 3,07 $ |
Einkauf: | 15,00 $ |
Pizza: | 26,50 $ |
Tankfüllung: | 30,79 $ |
Hotel: | 160,00 $ |