Fraser Valley, Coquihalla Canyon und Yellowhead Highway

Fraser Valley, Coquihalla Canyon und Yellowhead Highway

Heute steht auch schon der Abschied aus Vancouver an. Zwei bis drei Tage hätte man hier locker noch füllen können, aber dafür locken dann ab morgen die Rocky Mountains mit ihren Nationalparks. Dazwischen liegen aber noch gut 800 Kilometer quer durch British Columbia, die wir heute mit einem kleinen Zwischenstopp auflockern wollen.

Raus aus Vancouver

Kein Morgen ohne Pancakes und Sirup. Danach verabschieden wir uns aber endgültig von unserer Unterkunft am Victoria Drive, die für uns die perfekte Basis war, um Vancouver zu erkunden. Erster Stopp wird der nächste Walmart, unsere Vorräte wollen aufgestockt werden, bevor wir die Stadt hinter uns lassen.

In Deutschland hätten wir jetzt ein Problem, es ist nämlich Sonntag. In Kanada merkt man nichts davon: Alle größeren Supermärkte haben geöffnet, mein Eindruck ist, dass auch nicht merklich weniger los ist als an anderen Tagen.

Außer Brot, Wurst, Käse und Obst wandern auch einige Literkanister Wasser, Milch und Müsli in den Einkaufswagen. Das große Plus bei Walmart ist aber die top ausgestattete Camping-Abteilung. Unser Zelt, Schlafsäcke und Luftmatratzen haben wir zwar im Gepäck mitgebracht, uns fehlen aber noch Campinggeschirr, ein Alu-Topfset und ein ordentliches Feuerzeug fürs Lagerfeuer. Und natürlich der unverzichtbare Begleiter für jeden Roadtrip, die Kühlbox. Wir entscheiden uns für einen Zwilling unseres Begleiters vom letzten Jahr, den wir leider in Las Vegas zurücklassen mussten.

Nach einer guten Stunde sind wir um gut 150 $ ärmer und das Auto ist endgültig voll.

Strecke bis Hope

Die ersten 160 Kilometer führen uns durch das dicht besiedelte Tal des Fraser River nach Hope. Dort haben wir gestern zufällig den Coquihalla Canyon Provincial Park als vielversprechenden Zwischenstopp entdeckt. Alternativ wären noch der Fraser Canyon und Hells Gate in Frage gekommen, beides hätte aber mehrere Stunden Umweg bedeutet.

Direkt hinter der Stadtgrenze überqueren wir die beeindruckende Port Mann Bridge, für die eine Maut von 3,15 $ fällig wird. Eingezogen wird die Maut komplett online: Beim Überqueren wird das Nummernschild registriert, online kann man dann innerhalb einer Woche per Kreditkarte bezahlen. Tut man das nicht, kommt die Rechnung per Post und mit einem saftigen Aufschlag.

(Nachtrag: Wir haben die Maut am nächsten Tag beglichen, Alamo hat uns einige Wochen nach der Reise aber trotzdem den Betrag in Rechnung gestellt. Am besten vorher nachfragen, wie die Praxis beim Mietwagenanbieter ist)

Auf den weiteren Highway-Kilometern bis Hope fällt vor allem auf, dass in Kanada wesentlich entspannter mit Tempolimits und Verkehrsregeln umgegangen wird als in den USA. Trotzdem fährt es sich dank ausreichend Platz auf der Straße noch entspannter als in Europa.

Coquihalla Canyon Provincial Park

Als wir in Hope ankommen sind wir froh, uns vorher schlau gemacht zu haben, wo der Park zu finden ist. Wegweiser sind Fehlanzeige und auch die Straßen, denen wir folgen, sehen nicht wirklich so aus, als ob sie irgendwo anders hin als in den tiefen Wald führen. Ein Geheimtipp ist der Park aber offensichtlich nicht, der Parkplatz ist komplett vollgeparkt, genauso wie die letzten 500 Meter Straßenrand vor dem Parkeingang. So viele Menschen nerven zwar, stimmen aber hoffnungsfroh, dass wir ein Highlight vor uns haben. Eintritt wird übrigens keiner fällig.

Coquihalla Canyon
Das obligatorische Foto am Eingangsschild

Der Kern des Coquihalla Canyon Provincial Park ist der Wanderweg durch die Othello Tunnels, der der ehemaligen Trasse der Kettle Valley-Bahnlinie folgt. Beim Bau der Strecke Anfang des 20. Jahrhunderts wurde entschieden, statt eines langen Tunnels durch das Felsgestein des Canyons eine Serie von fünf kurzen Tunnels und Brücken in gerader Linie zu bauen, die drei Kurven des Coquihalla River schneidet und den Fluss dreimal überquert. Die Bahnlinie wurde schon 1961 wieder eingestellt, die Gleise abgebaut und die Trasse in einen Wanderweg umgewandelt.

Hierher zu kommen war wirklich ein Glücksgriff. Der steil abfallende Canyon mit dem tiefblauen Fluss unter uns wäre schon für sich genommen sehenswert. Aber die Folge der Tunnels und Brücken bietet immer wieder geniale Perspektiven und Ausblicke. Vom Eingang des ersten Tunnels kann man in gerader Linie bis zum Ende des letzten Tunnels blicken, trotzdem versteckt sich hinter jedem Ein- und Ausgang etwas Neues.

Nach den Tunneln folgt der Wanderweg der ehemaligen Bahntrasse bis zurück nach Hope und durchquert dabei einen Wald, der mit seinen moosbedeckten Stämmen und Ästen ein wenig an Mittelerde erinnert.

Auf dem Rückweg legen wir noch eine Pause ein und es gibt Bagels, die klassische Wegzehrung des Roadtrip-Reisenden. Am Ausgang des Canyons kommen wir ans Flussufer heran und lassen uns auf einem Felsen im Fluss nieder. Hier tummeln sich auch die meisten der anderen zahlreichen Besucher.

Das erste Stück Weg führt durch den Wald entlang am Fluss
Der Coquihalla River verschwindet im Canyon
Brücke zwischen Tunnels 2 & 3
Ein Hauch vom Auenland auf der ehemaligen Bahntrasse
Ein Hauch vom Auenland
Tunnel 3
Coquihalla Canyon

Nach gut zwei Stunden im Park geht es weiter. Für mich ist der Coquihalla Canyon wieder mal der Beweis dafür, dass man sich immer wieder mal am Wegrand genau umschauen sollte. Gerade die zahlreichen State und Provincial Parks stehen ihren großen Nachbarn oft in nichts nach.

Über Kamloops nach Clearwater

Und zurück auf die Straße. Gemäß unserer eingespielten Arbeitsteilung darf ich ab jetzt ans Steuer, nachdem ich Nico vorher als Navigator den Weg aus der Stadt heraus gewiesen habe. Bis nach Clearwater, unserem heutigen Ziel, haben wir noch gute 330 Kilometer vor uns.

Der erste Teil der Strecke führt über den Coquihalla Pass und ist landschaftlich sehr abwechslungsreich. Neben teils steilen Anstiegen hat man immer einen Blick in die umliegende Landschaft. Das Innere von British Columbia zwischen der Küstenkette und den Rocky Mountains ist von Hügeln durchzogen und landschaftlich ein ziemlicher Gegensatz zur Umgebung von Vancouver. Während an der Küste oft Nebel und Regen vorherrschen kommt hier im Schatten der Berge nur wenig Niederschlag an. Dementsprechend erinnert es hier schon sehr an die Prärie, zwischendurch fahren wir aber auch immer wieder durch dichte Waldgebiete.

Die Einzige große Stadt auf dem Weg ist Kamloops, das Zentrum der Region. Hier tanken wir aber nur kurz auf, bevor wir weiterfahren. Benzin gibt es in British Columbia übrigens laut Gesetz nur gegen Vorauszahlung (Das wird an jeder Tankstelle betont, ist fast überall in Nordamerika gängige Praxis). Immerhin akzeptieren alle kanadischen Zapfsäulen meine Kreditkarte ohne Anstalten zu machen oder einen Zip-Code zu verlangen. Und der Preis ist nochmal knapp 10 Cent unter US-Niveau. Die eigene Öl-Industrie im Norden schlägt sich nieder 🙂

Ab Kamloops folgen wir dem Southern Yellowhead Highway und dem North Thompson River bis nach Clearwater. Außer ein paar vereinzelten Häusern gibt es unterwegs keine nennenswerten Siedlungen mehr, auch die Ankündigungen auf den Wegweisern stellen sich meistens als nicht mehr als eine Tankstelle heraus. Man fragt sich schon, wo die Menschen hier leben. Wahrscheinlich irgendwo abseits vom Highway in den Tälern…

Clearwater

Das letzte Stück der Strecke zieht sich ziemlich in die Länge, es fängt an zu regnen, aber irgendwann sind wir in Clearwater. Zumindest sollte Clearwater irgendwo sein. Alles was wir sehen ist unser Hotel, das Wells Gray Inn, eine nicht besonders ansehnliche Ansammlung von Motelzimmern, Restaurant, Veranstaltungssaal und Tankstelle. Laut Karte sind wir mitten im Stadtzentrum, zu sehen ist davon aber nichts. Rundherum nur Wald.

Der erste Eindruck vom Hotel täuscht aber, die Zimmer sind gemütlich, Shawna, die Dame am Empfang, ist entwaffnend freundlich und es gibt sogar einen Whirlpool im Hof. Während wir einchecken folgt noch der Beweis, dass hier wirklich Menschen leben. Ein älteres Paar hat sich im Restaurant mit Essen To Go eingedeckt und ich lasse mir vom Mann die Naturschönheiten des riesigen Wells Gray Provincial Park in der Nachbarschaft näherbringen. Seine Frau steht inzwischen daneben und schaut ungeduldig auf ihre Uhr. Auch wenn der Park in Sachen Outdooraktivitäten keine Wünsche offen lässt, müssen wir am nächsten Morgen trotzdem weiter in Richtung der Rocky Mountains.

Zum Abendessen gönnen wir uns das Hotelrestaurant. Die Portionen sind mehr als reichlich und ich bin mit meinem Kalbsschnitzel vollauf glücklich. Besonders, nachdem ich unter dem ersten Schnitzel noch ein zweites entdecke 🙂 Aber auch Lachs- und Beefburger lassen bei Nico und Christopher nichts zu wünschen offen.

Da der Whirlpool leider nicht vorgeheizt ist scheidet diese Option aus und wir planen noch unsere Tour für morgen. Treffpunkt für unsere Rafting-Tour morgen ist um 13:30 Uhr in Jasper, bis dahin sind es nochmal gute 300 Kilometer. Eigentlich entspannt, mir fällt aber zum Glück noch auf, dass wir morgen den Sprung von der Pacific Time zur Mountain Time vor uns haben. Damit geht uns eine Stunde verloren und wir müssen leider schon gegen 8 Uhr aufbrechen. Soviel zum Thema ausschlafen im Urlaub…



Vancouver nach Hope, BC: 103 Meilen / 167 Kilometer
Hope nach Clearwater, BC: 207 Meilen / 333 Kilometer

Michael

Hallo, ich bin Michael. Wenn ich nicht im Alltag mit Statistiken und Zahlen jongliere genieße ich es, die Welt zu erkunden.

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