Für heute gibt es weder Zeitdruck noch einen Plan. Beim Frühstück aus eigenen Vorräten machen wir uns deshalb noch schlau, was wir uns heute in Gairloch und Umgebung an Zielen stecken wollen. Das Wetter meint es heute wieder besser mit uns: Es ist trocken, die Sonne kämpft sich aber zwischen dicken Wolkenpaketen durch, die irgendwann Regen bringen dürften. Wir entscheiden uns deswegen gegen eine größere Radtour zum Loch Maree oder nach Poolewe und wandern lieber an der Küste entlang in Richtung Rua Reidh Lighthouse. Als Schlechtwetteroption haben wir noch das Gairloch Heritage Museum entdeckt.
Strand, Dünen, Hügel, Schafe und Rinder
Wie in allen schottischen Hostels müssen wir das Gebäude zwischen 11 und 15 Uhr verlassen und decken uns deswegen mit reichlich Proviant für den Tag ein. Vom Hostel bekommen wir Lunchpakete mit Sandwiches und Obst. Unsere Strecke ist schön, aber verglichen mit Skye und den Hebriden nicht ganz so spektakulär. Wir genießen es aber, wieder einmal ohne Zeitdruck oder festes Ziel einfach loslaufen zu können. Die Schafe hier sind klassisch weiß und deutlich fotogener als die Kollegen auf den Inseln, dazwischen sehen wir auch einige Weiden mit Angus-Rindern. Unterwegs passieren wir einen großen Campingplatz und laufen danach mehrere Meilen durch eine grüne Hügellandschaft.
Nach sechs Kilometern und einer längeren Pause beschließen wir umzudrehen. Das Ziel, den Leuchtturm zu erreichen, war ein wenig zu ambitioniert und die vor uns liegende Strecke scheint sich landschaftlich nicht großartig vom bisherigen Weg zu unterscheiden. Um sicherzugehen klettern wir ein wenig nach oben auf einen der Hügel. Einziges Ergebnis ist leider, dass sich meine Jeans bei einem zu großen Schritt mit einem reißenden Geräusch verabschiedet. Den Rest des Tages darf ich deshalb als Ersatz mit Christophers Jogginghose verbringen, die er noch im Rucksack dabeihat. Und ja, ich bin mir bewusst, dass Jeans kein ordentliches Wanderoutfit sind.
Zwecks Abwechslung wandern wir auf dem Rückweg direkt am Sandstrand mit Blick auf die Insel Skye entlang. Hier in den Dünen nutzen wir auch die Gelegenheit, unsere Lunchpakete anzugreifen. Die Portionen sind ordentlich und die Sandwiches mit Zwiebelchutney auch nicht übel.
Gairloch & Heritage Museum
Als wir wieder am Hostel vorbeikommen ist es kurz nach 13 Uhr, wir laufen direkt weiter in Richtung Dorfzentrum von Gairloch. Nachdem es kurz genieselt hat wird das Wetter für den Rest des Tages immer besser und die Sonne begleitet uns. Unterwegs finden wir ein neues Highlight aus dem angelsächsischen Wald von Verkehrsschildern, das zur Vorsicht vor älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern warnt 😉
Das Gairloch Heritage Museum überrascht mich aber dann doch noch sehr positiv. Außer den für ein Dorfmuseum typischen ausgestopften Tieren und Jagdtrophäen findet man hier ein komplett eingerichtetes historisches Schulzimmer, verschiedene Fischerboote, Werkstatteinrichtungen und sogar die originale Spitze eines Leuchtturms inklusive Lampe. Wir sind den Großteil des Nachmittags in der Ausstellung unterwegs, die mit viel Arbeit und Herzblut zusammengetragen wurde. Definitiv eine Empfehlung für jeden, der sich für das Leben in den Highlands im 19. Jahrhundert interessiert.
Da unsere Vorräte immer noch reichlich sind und wir wenig Lust haben, sie morgen wieder zurück zum Bus zu schleppen, wollen wir heute nochmals die Vorzüge der Küche im Hostel nutzen anstatt im Dorf essen zu gehen. Nach den vier Meilen Rückweg zum Hostel meldet sich auch der Hunger. Bis wir mit dem Kochen anfangen können, müssen wir aber warten, bis die Schulklasse aus England ihren Küchendienst absolviert hat. Danach gehört die Küche uns und wir produzieren Nudeln mit Gemüse-Tomatensoße. Nach der heutigen Strecke haben wir uns danach auch den Blick aus der Lounge auf den Sonnenuntergang über Skye redlich verdient.
Mein Fazit zu Gairloch: auf jeden Fall ein lohnender Abstecher, auch wenn es hier anders als auf Skye keine wirklich herausragenden Sehenswürdigkeiten gibt. Die Landschaft, besonders die Küstenformen und die Strände sind wunderschön und fast menschenleer. Wenn das Wetter beständiger gewesen wäre hätten wir die Gelegenheit genutzt, mit dem Fahrrad (Verleih am Campingplatz) Loch Maree und die Inerewe Gardens zu erkunden. Auf Handyempfang und Internet sollte man in der Gegend allerdings verzichten können.
Strandwanderung vom Hostel nach Erradale und zurück: | 11 Kilometer |
Vom Hostel nach Gairloch und zurück: | 8 Kilometer |