Ab in die Metropole der Highlands

Ab in die Metropole der Highlands

Dieser Post ist Teil der Serie Inverness

Von Gairloch an der Westküste geht es heute ohne Zwischenstopp nach Inverness an der Ostküste Schottlands. Seit Glasgow waren wir in keiner Stadt mit mehr als 10000 Einwohnern mehr, trotz überwältigender Landschaften freue ich mich auch wieder auf ein wenig Zivilisation. Um diese zu erreichen heißt es heute früh aufstehen. Der Bus nach Inverness – einer von nur zweien je Woche – fährt um 8:20 Uhr ab und bis dahin sind noch ein Frühstück und vier Meilen Fußweg samt Gepäck zu absolvieren.

Von der West- rüber zur Ostküste

Die Fahrt dauert gerade einmal zwei Stunden, außer uns sind hauptsächlich Frauen aus Gairloch an Bord, die in Inverness ihren Wocheneinkauf machen wollen. Schon von Martin, unserem ersten Gastgeber auf Skye, haben wir mitbekommen, dass die Preise für Lebensmittel und Alltägliches in den abgelegeneren Ecken der Highlands deutlich höher sind als in den Städten. Die Landschaft wird zunehmend sanfter und grüner, die Siedlungen werden zahlreicher und nachdem wir einige mondäne Kurorte mit schönen viktorianischen Villen passiert haben überqueren wir die Kessock Bridge und erreichen Inverness.

Der Busbahnhof liegt hier mitten im Stadtzentrum – gut für uns, da wir bis zum Check-in im Hostel noch vier Stunden Zeit haben. Direkt nebenan liegt eine große Shoppingmall, gegenüber aber auch eine traditionelle Ladenpassage und kleine Läden. Der Großteil des Lebens in Inverness spielt sich an der High Street ab, die von alten Häusern, Kirchen und der Town Hall gesäumt wird. Da die Sonne scheint lassen wir uns erst einmal an einem Anstieg am Ostende der High Street nieder und gewöhnen uns daran, wieder unter Menschen zu sein.

Inverness Castle

Die Optionen für ein Mittagessen sind so zahlreich, dass wir kaum suchen müssen. Anschließend erkunden wir die Innenstadt und machen kurze Stopps an der Town Hall, einer Kirche, die zu einem Restaurant umfunktioniert wurde und dem Inverness Castle. Das sieht zwar historisch aus, zählt aber gerade einmal 100 Jahre und beherbergt das örtliche Gericht. Deshalb kann es auch nicht besichtigt werden.

Inverness
Die Statue von Flora MacDonald vor Inverness Castle. Kaum ein Ort in Schottland kommt ohne Referenz auf die Nationalheldin aus

Auf dem Platz davor steht eine Statue von Flora MacDonald, der Lokalheldin die während der Jakobitenaufstände gegen die englische Herrschaft Bonnie Prince Charlie, den Anführer der Aufständischen in Sicherheit brachte. Ihre Spur haben wir seit Skye, wo auch ihr Geburtshaus besichtigt werden kann, immer wieder gefunden. In Culloden in der Nähe von Inverness fand die entscheidende Schlacht des Krieges statt, auf dem Schlachtfeld gibt es ein Besucherzentrum, das wir uns aber als ein mögliches Ziel für morgen aufsparen.

Vom Schloss aus können wir den River Ness überblicken, der Loch Ness mit der Nordsee verbindet und innerhalb der Stadt mit kleinen, von Bücken verbundenen und als Park gestalteten Inseln durchsetzt ist. Insgesamt ist die Stadt sehr grün, wirkt freundlich auf uns und wir fühlen uns wohl.

Weiter zum Hostel

Unsere heutige Unterkunft, das Hillview House Hostel, haben wir wieder über die Website der Jugendherbergsvereinigung SYHA gebucht. Da es sich aber nur um ein Partnerhostel handelt und in der Anzeige nur Bilder von Inverness Castle zu sehen waren haben wir keine Idee, was uns dort erwartet. Nach einem längeren Fußmarsch von der Innenstadt Richtung Süden stehen wir vor einem kleinen, aber sehr neuen und einladenden Bungalow. Bis wir einchecken können dauert es aber noch, die Türklingel ist mit dem Handy der Gastgeberin verbunden, die nach knapp 15 Minuten per Auto ankommt.

Die Dame ist hörbar Amerikanerin und hat den Servicegedanken verinnerlicht. Sie behandelt uns beispiellos zuvorkommend und herzlich, wir sind aber von ihrem nicht endenden Redefluss leicht überfordert. Innerhalb von nur drei Minuten führt sie uns durch eine riesige, blitzblanke Küche („Here you find everything for brakfast, lovely, isn’t it?“), ein großes Wohnzimmer mit Sitzlandschaften („The lounge, loveley“) und unser Zimmer mit angeschlossenem Bad („Isn’t it loveley?“). Alles ist komplett neu und modern eingerichtet, die Ausstattung erinnert mich mehr an eine Ferienwohnung als an ein Hostel.

Die Möglichkeiten der Küche werden natürlich direkt ausgenutzt. Während wir kochen checkt unsere Gastgeberin die nächsten drei Gäste ein und ich kann ihren Check-in Monolog in der Wiederholung fast fehlerfrei rezitieren 😀

Für heute Abend haben wir keine konkreten Pläne, aber das Wetter lädt zumindest zu einem Spaziergang am River Ness ein. Auch die Chance, mal wieder unter Menschen zu kommen, wollen wir uns nicht entgehen lassen. Wir gehen also noch einmal in Richtung Innenstadt, der Park ist gut besucht und viele Einheimische genießen wie wir die Abendsonne. In der Nähe der High Street finden wir einen vielversprechend aussehenden Pub. Bei Hootananny gibt es außer Haggis und Steak Pie auch eine top Bierauswahl, besonders die Red Ales sind klasse. Ab halb 10 gibt es auch Livemusik.

Zurück im Hostel findet auf der Terrasse eine Grillparty unserer Gastgeberin statt. Da das Ganze eher privat aussieht nutze ich den Abend nur noch um meinen neuen Dan Brown bis zum enttäuschenden Ende zu lesen.

Gairloch nach Inverness: 119 Kilometer
Michael

Hallo, ich bin Michael. Wenn ich nicht im Alltag mit Statistiken und Zahlen jongliere genieße ich es, die Welt zu erkunden.

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