Von Inverness nach Edinburgh

Von Inverness nach Edinburgh

Dieser Post ist Teil der Serie Edinburgh

Das Ende der Reise rückt unaufhaltsam näher, heute brechen wir nach Edinburgh, unserem letzten Ziel, auf. Nach einem späten Frühstück checken wir aus und laufen zum Busbahnhof, von wo kurz nach 11 Uhr unser Bus startet.

Busfahrt nach Edinburgh

Zwischen Inverness und Edinburgh gibt es stündliche Direktverbindungen per Bus, die Fahrzeit liegt bei gut dreieinhalb Stunden. Da wir schon sehr früh gebucht haben, zahlen wir für die ersten beiden Tickets nur 50 Pence. Beim dritten Ticket war das Kontingent leider erschöpft, dieses schlägt für 19,50 £ zu Buche. In Deutschland steckt der Fernbusverkehr ja leider noch in den Kinderschuhen, man darf gespannt sein, ob es hier auch bald solche Kampfpreise gibt. Einziger Wermutstropfen: Das angepriesene W-LAN taugt leider absolut nichts.

Edinburgh
Die Konstruktion der Eisenbahnbrücke über den Firth of Forth ist auch heute noch beeindruckend

Landschaftlich gibt die Strecke trotz Autobahn einiges her, wir kommen zum Beispiel am Cairngorms Nationalpark mit seinen Berggipfeln vorbei. Kurz vor Edinburgh passieren wir den Firth of Forth auf einer riesigen Hängebrücke, direkt daneben ragt die berühmte und noch größere Eisenbahnbrücke von 1890 empor. Nach gefühlt endlosen Vororten sehen wir endlich Edinburgh Castle vor uns und erreichen den Busbahnhof.

New Town & Old Town

Das Zentrum von Edinburgh teilt sich in zwei klar getrennte und sehr unterschiedliche Viertel: Die Old Town um Edinburgh Castle liegt auf einem Felsrücken und wird von der Royal Mile durchzogen, die Edinburgh Castle auf dem höchsten Punkt des Felsens mit Holyrood Palace, der offiziellen Residenz der Königin und dem Schottischen Parlament verbindet. Die Old Town ist noch stark mittelalterlich geprägt, hier finden sich neben historischen vielstöckigen Wohnhäusern auch die Kathedrale und viele historische Regierungsgebäude. Nördlich davon, durch eine Senke getrennt, liegt die New Town entlang der Princes Street, die im Lauf des 19. Jahrhunderts angelegt wurde, um der Enge der Altstadt zu entkommen und eine zeitgemäße Stadtgestaltung umsetzen zu können. Hier kommen wir an und finden uns inmitten repräsentativer viktorianischer Sandsteinbauten.

Der erste Eindruck der Stadt unterscheidet sich deutlich von Glasgow: Dort war die Innenstadt von alten Handels- und Bürgerhäusern geprägt, in Edinburgh findet man stattdessen rechtwinklige Straßen, weite Plätze, alte Bankgebäude und ehrfurchtgebietende historische Hotels. Die Stadt versteckt ihren Wohlstand und den Status als Hauptstadt nicht.

Der Weg zu unserem Hostel führt uns direkt einmal quer durch die Altstadt. Nach viel Auf und Ab erreichen wir den Grassmarket, einen der ehemaligen Marktplätze in einer Senke unterhalb des Burgfelsens. Eine Ecke weiter liegt das Budget Backpackers Hostel, wo wie die nächsten beiden Nächte unterkommen. Wir bekommen ein Vierbettzimmer, offenbar haben wir auch einen Mitbewohner. Das Hostel an sich ist nicht besonders bemerkenswert, typisch für größere Städte hat man hier versucht, auf knappem Platz so viele Betten wie möglich unterzubringen. Da wir nicht vorhaben, viel Zeit hier zu verbringen, ist das nicht weiter tragisch.

Royal Mile & Kathedrale

Da inzwischen auch schon 17 Uhr hinter uns liegt, wollen wir uns zumindest noch ein wenig in der Altstadt umsehen. Vom Grassmarket aus bekommt man einen schönen Einblick in die Geographie: Der Burgberg steigt hier so steil an, dass sich die Häuser entlang der Straße trotz ihrer drei Stockwerke komplett an den Felsen anlehnen und weiter oben als Basis für eine weitere Reihe Häuser dienen. Wir beginnen mit der Erkundung ganz oben am Burgtor. Hier werden gerade riesige Tribünen aufgebaut, ein paar Wochen später steht das Royal Edinburgh Military Tattoo, eine traditionelle Militärshow an. Leider verbauen die Tribünen komplett den Blick auf das Schloss. Hier oben geht es sehr touristisch zu. Neben Souvenirshops locken auch die Scottish Whiskey Experience und unzählige Führungen durch den Untergrund, die uns aber nicht besonders ansprechen. Davon abgesehen ist die Altstadt mit ihren Häuserfronten, Kirchen und Pflasterstraßen aber wunderschön.

Ein Stück weiter am Parliament Square wartet der Gebäudekomplex, der vor der Vereinigung mit England das schottische Parlament beherbergt hat und heute von den obersten Gerichtshöfen genutzt wird. Hier sind wir leider zu spät dran. Typisch für Großbritannien gehen hier Punkt 17 Uhr die Lichter für Besucher aus. Direkt nebenan wartet aber die St. Giles Cathedral, die sogar noch geöffnet hat.

Die Kathedrale nimmt eine gewaltige Fläche ein, im Inneren sieht man, wie hier immer wieder an- und umgebaut wurde. Der beeindruckendste Raum ist die Thistle Chaple, die Ordenskapelle des vom Monarchen gestifteten Order of the Thistle, dem höchsten Ritterorden Schottlands. Ihm gehören neben dem Monarchen 16 Mitglieder an, deren Wappen auf den aufwändig geschnitzten Sitzen eingelassen sind. Die Kapelle ist zwar klein, aber so unglaublich detailreich mit Schnitzereien, Glasmalerei und Steinmetzarbeiten ausgestattet, dass es den Besucher fast überwältigt. Für den Eintritt zur Kapelle wird zwar kein Eintritt verlangt, aber eine Spende erwartet.

Edinburgh
Die St. Giles Cathedral fällt schon mit ihrer ungewöhnlichen, kronenförmigen Turmspitze auf

Als wir die Kathedrale verlassen erkennt Christopher zwei Mitglieder der Band Van Canto plus Nachwuchs, die ein wenig überrascht sind, hier in Edinburgh von jemandem erkannt worden zu sein. Nach ein paar Sätzen lässt er die drei aber wieder ihrer Wege ziehen 🙂

Am unteren Ende der Royal Mile kommen wir am Gebäude des Schottischen Parlaments vorbei, wo wir morgen an einer Führung teilnehmen wollen. Gegenüber können wir durch den Zaun einen Blick auf Holyroodhouse werfen, die offizielle Residenz der Königin in Schottland. Tatsächlich hält sie sich aber nur selten zu offiziellen Anlässen in der Stadt auf und verbringt ihren sommerlichen Aufenthalt in Schottland meistens auf ihrem privaten Landsitz Balmoral bei Aberdeen. Die Staatsgemächer des Palastes können besichtigt werden, uns wurde aber abgeraten, der gesalzene Eintrittspreis von 15 £ lohnt sich wohl nicht wirklich.

Salisbury Crags & Abendessen

Hinter Holyroodhouse liegt die Ruine der Abteikirche, aus der der Palast hervorging und der größte Park der Stadt. Von hier aus kann man Arthurs Seat erklimmen, einen Felsen, der wie der Burgberg vulkanischen Ursprungs ist und einen einmaligen Blick über die Stadt bietet. Die Wege nach oben sind gut ausgebaut und statt Kletterei erwartet uns ein entspannter Spaziergang. Allerdings steuern wir auch nur die Salisbury Crags an, von wo man die Stadt im Blick hat und nicht den höheren Gipfel.

Da die Restaurants entlang der Royal Mile alle verdächtig nach Touristen-Nepp aussehen, steuern wir wieder in Richtung der New Town. Hier ist weniger los, dafür ist das Angebot vielfältiger. Aus unerfindlichen Gründen können wir uns aber beim besten Willen nicht auf ein Lokal einigen und landen am Ende bei einer großen amerikanischen Hähnchen-Braterei, die wir aber später satt und zufrieden wieder verlassen.

Beim Rückweg durch die Stadt bietet sich uns ein ganz eigenes Flair, die Straßen sind schon gegen 22 Uhr fast komplett menschenleer. Zurück im Hostel kündigt uns unser Mitbewohner direkt an, dass er um 3 Uhr morgens aufstehen und aufbrechen will. Die Nacht verspricht also kurz zu werden.

Inverness nach Edinburgh: 250 Kilometer
Durch die Altstadt von Edinburgh zu den Salisbury Crags: 6 Kilometer
Michael

Hallo, ich bin Michael. Wenn ich nicht im Alltag mit Statistiken und Zahlen jongliere genieße ich es, die Welt zu erkunden.

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