Edinburgh Castle, Altstadt und schottisches Parlament

Edinburgh Castle, Altstadt und schottisches Parlament

Dieser Post ist Teil der Serie Edinburgh

Da wir uns ja in einer Metropole befinden kommt unser Frühstück heute ganz unbritisch von Starbucks. Mit Kaffee und Muffins ausgestattet schlendern wir die Royal Mile hinunter in Richtung Parlamentsgebäude. Dort haben wir für 10:15 Uhr online eine kostenlose Führung reserviert.

Scottish Parliament

Man muss dazu wissen, dass ich generell ein Fan von Parlamentsgebäuden bin. Wenn eines in der Nähe steht ist es für mich Pflicht, einen Blick hinein zu werfen. Das Schottische Parlament ist trotzdem etwas besonderes und auch für nicht politisch Interessierte ein lohnendes Ziel. Das Parlament wurde erst 1999 eingerichtet. Seit der Union von Schottland und England wurde Schottland direkt von London aus regiert, dementsprechend gab es kein wirkliches historisches Vorbild, geschweige denn ein nutzbares Gebäude. Um diesen Neuanfang sichtbar zu machen wurde ein komplett neues Gebäude in Auftrag gegeben, das architektonisch neue Wege geht.

Der katalanische Architekt Enric Miralles hat versucht, den politischen Prozess hier so offen und transparent wie möglich in ein Gebäude zu gießen. Die Führung umfasst neben der Lobby und den Besucherbereichen auch einen Ausschuss-Sitzungssaal und die Abgeordnetenlobby. Highlight ist der Plenarsaal mit seiner Deckenkonstruktion aus Holzbalken, die an einen umgekehrten Schiffsrumpf erinnert. Da das Parlament nicht tagt können wir uns frei zwischen den Abgeordnetensitzen bewegen.

Mir gefällt besonders, dass hier architektonisch alles auf Konsens ausgerichtet ist: Anders als im Parlament in London, wo sich die Abgeordneten von Regierung und Opposition frontal gegenübersitzen, sitzt man hier in Plenum und Ausschüssen im Kreis oder Halbkreis. Für jeden, der sich ein wenig für Architektur interessiert ist die Parlamentsführung auf jeden Fall Pflichtprogramm für einen Edinburgh-Besuch.

Edinburgh Castle

Für den Nachmittag haben wir uns Edinburgh Castle als Hauptattraktion aufgehoben. Die frühere königliche Residenz, die von fast jedem Punkt in der Stadt zu sehen ist, ist riesig und umfasst verschiedenste Museen in den verzweigten Gebäudetrakten. Da wir uns schon in Urquhart Castle den Discovery Pass von Historic Scotland geleistet haben, können wir direkt an den langen Schlangen am Eingang vorbeilaufen.

Edinburgh
Portcullis Gate, eine der inneren Verteidigungslinien von Edinburgh Castle

Die Burg zieht sich in mehreren Ebenen um den Gipfel des Vulkanfelsens nach oben, aber von überall hat man einen grandiosen Blick über die Stadt, den Firth of Forth und die Nordsee im Hintergrund. Durch die Ausmaße der Anlage verteilen sich sogar die Besuchermassen recht gut, so dass es nirgends komplett überfüllt ist. Auf den Außenanlagen kann man jede Menge historische Geschütze und Kanonen sehen, darunter auch Mons Meg, die 5,9 Tonnen auf die Waage bringt.

Der Großteil der Burg wurde lange als Garnison genutzt, die Gebäude im unteren Teil der Burg umfassen deshalb hauptsächlich militärische Ausstellungen und kleinere Museen verschiedener Militärregimenter mit Truppenfahnen, Orden und jeder Menge Text zu den Einsatzorten der zugehörigen Truppen. Für uns ist dieser Teil weniger spannend, außerdem nervt, dass Teile der Museen mit Dudelsackmusik vom Band dauerbeschallt werden.

Edinburgh
Blick von der Burg auf die Stadt und den Firth of Forth im Hintergrund

Dazwischen gibt es aber auch eine Ausstellung über die Situation in den ehemaligen Truppengefängnissen oder eine Tour durch die Verließe in den Kellergewölben der Burg. Auch mehrere Kapellen aus verschiedenen Epochen sind weiter oben auf dem Berg zu finden. Ganz oben auf dem Gipfel wurde nach dem ersten Weltkrieg ein zentrales Gebäude als Schrein für die gefallenen Militärangehörigen errichtet, das zwar imposant ist, mich aber wegen zu viel Pathos eher abschreckt.

Höhepunkt des Burgbesuchs sind die Gebäude des ehemaligen königlichen Palasts. Seit einigen Jahren können hier die schottischen Kronjuwelen wieder besichtigt werden, nachdem sie lange Zeit in London verwahrt wurden. Ihre wechselvolle Geschichte ist mit vielen Szenen nachgestellt, bevor man am Ende des Weges in der eigentlichen Schatzkammer einen Blick auf Krone, Zepter und Schwert werfen darf. Fotografieren ist hier leider verboten. Im Rest des Palastes kann man noch den großen Festsaal und einige rekonstruierte Zimmer besichtigen, leider ist die ursprüngliche Ausstattung der Räume komplett verloren gegangen.

Insgesamt verbringen wie fast vier Stunden auf der Burg, haben aber nicht ansatzweise alles gesehen. Wer sich im Detail für Militär interessiert kann hier locker einen kompletten Tag verbringen.

Leith & Easter Road Stadium

Der Nachmittag ist zwar spät, aber noch nicht vorbei. Christopher und Nico haben sich das Stadion Easter Road des Hibernian FC als Ziel gesetzt, das gestern von den Salisbury Crags aus ganz in der Nähe liegen zu schien. Dazwischen nutzen wir noch die Gelegenheit, einen Abstecher zum Carlton Hill zu machen, wo verschiedene Denkmäler inmitten einer Parkanlage errichtet wurden. Das National Monument erinnert mit seinen Säulen an einen unvollendeten griechischen Tempel, dazu kommt der Turm des Nelson Monument, dessen Spitze früher mit einer beweglichen Kugel den Schiffen im Hafen von Leith die Zeit anzeigen konnte. Auch das Observatorium von Edinburgh befindet sich hier.

Das Stadion Easter Road liegt mitten in einem Wohngebiet in Leith, ich möchte mir lieber nicht vorstellen, wie es hier in den engen Straßen vor und nach den Spielen zugeht. Leider kann man wenig sehen, weil das Stadion komplett blickdicht umzäunt ist.

Zurück im Zentrum machen wir uns in der Nähe des Hostels am Grassmarket auf die Suche nach einem Pub für den letzten Abend unserer Reise. Die Auswahl hier ist riesig, fast alle Kneipen sind auch gut gefüllt. Am Ende entscheiden wir uns für den Last Drop und nutzen die Gelegenheit für eine letzte schottische Mahlzeit mit Haggis und Red Ale.

Das Fazit zu Edinburgh: Die Atmosphäre der Stadt ist schon besonders. Gerade entlang der Royal Mile fällt es wegen der zahllosen historischen Gebäude nicht schwer, sich ins Mittelalter zurückversetzt zu fühlen. Obwohl wir aus Zeitgründen keine Stadtführung oder Tour durch den Untergrund gemacht haben wurden uns diese wärmstens empfohlen. Aber auch auf eigene Faust lässt sich Edinburgh super erkunden, man findet an jeder Ecke schöne Gebäude, Kneipen oder Aussichtspunkte und kann sich einfach treiben lassen. Wer eher auf Shopping oder Unterhaltung aus ist, wird dagegen eher in der New Town fündig, wo die Einkaufsstraßen alle bekannten Adressen aneinanderreihen. Ein Tag mehr wäre hier in der Stadt definitiv gut investiert gewesen.

Unterwegs in Edinburgh: 10 Kilometer
Michael

Hallo, ich bin Michael. Wenn ich nicht im Alltag mit Statistiken und Zahlen jongliere genieße ich es, die Welt zu erkunden.

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