Kopenhagen Teil III – Abstecher nach Malmö

Kopenhagen Teil III – Abstecher nach Malmö

Dieser Post ist Teil der Serie Kopenhagen & Malmö 2017
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Nachdem wir Schweden während der letzten drei Tage immer nur am anderen Ufer des Öresunds erahnen konnten, wollen wir heute an unserem letzten Tag in Kopenhagen noch einen Ausflug ans andere Ufer machen, genauer gesagt nach Malmö.

Kopenhagens Nachbarstadt auf der schwedischen Seite des Sunds ist mit rund 300 000 Einwohnern zwar deutlich kleiner, aber immerhin die drittgrößte Stadt Schwedens. Außerdem kann sie auf eine mehr als achthundertjährige Geschichte als Handelsstadt zurückblicken. Neben den historischen Gebäuden aus dieser Zeit ist Malmö in letzter Zeit aber besonders für einige mutige Beispiele moderner Architektur berühmt geworden.

Spätestens seit der Eröffnung der festen Öresundverbindung im Jahr 2000 sind Kopenhagen und Malmö eng miteinander vernetzt und bilden eine gemeinsame europäische Metropolregion. Viele Bewohner nutzen die neue schnelle Verbindung per Bahn und pendeln im jeweils anderen Land zur Arbeit. Und natürlich kommt die kurze Fahrtzeit auch uns gehetzten Städtetouris sehr entgegen 🙂

Über den Sund

Nach inzwischen 18 Jahren seit Eröffnung der Öresundbrücke kann man sich kaum noch vorstellen, wie nah und gleichzeitig fern die beiden Städte einander waren: Trotz nur rund 10 Kilometern Luftlinie Entfernung war der einzige Weg von Kopenhagen nach Malmö die Fähre, die Fahrzeit lag mit Ein- und Ausschiffung bei rund einer Stunde. 2000 dann kam als Revolution die neue Öresundquerung, die neben der bekannten Brücke noch einen im Tunnel verlaufenden Abschnitt und eine künstlich aufgeschüttete Insel umfasst, um den Schiffsverkehr in die Ostsee nicht zu behindern. Die Querung ist für Autos und die Bahn ausgelegt, die Maut für PKW ist aber so hoch, dass sich regelmäßiges Pendeln zumindest für Einzelfahrer kaum lohnt.

Die Züge zwischen den Hauptbahnhöfen von Kopenhagen und Malmö dagegen sind neu, komfortabel und günstig und brauchen vom Flughafen bis zum Hauptbahnhof ziemlich genau eine halbe Stunde. Die Zugtickets für die Verbindung gibt es übrigens nicht an den regulären Automaten der Danske Statsbaner, sondern nur am Schalter oder an speziellen Automaten, die auch Tickets der schwedischen Bahn verkaufen (zum Beispiel am Kopenhagener Hauptbahnhof und am Flughafen). Für 89 Kronen pro einfache Fahrt (knapp 12 Euro) ist man dabei.

Öresundsbron
Zwar nicht das beste Wetter, aber vom Amager Strandpark kann man die Öresundbrücke in Gänze bewundern

Leider ist die Überfahrt über die Öresundbrücke keine gute Gelegenheit, um das Bauwerk zu bewundern, da der Zug eine Ebene unterhalb der Straße fährt. Den besten Blick hat man vom Amager Strandpark oder von Västra Hamnen in Malmö.

Leider ist im November 2017 der Streckenabschnitt zwischen dem Kopenhagener Hauptbahnhof und dem Flughafen wegen Bauarbeiten gesperrt, der dortige Bahnhof ist aber bequem per Metro erreichbar. Die Fahrt dauert außerdem 10 Minuten länger, weil auf schwedischer Seite immer noch temporäre Passkontrollen stattfinden, um angeblich illegal einreisenden Geflüchteten Herr zu werden (Sogar das traditionell sozialdemokratische Schweden holt sich die politischen Ideen also neuerdings in Bayern). Zumindest der Personalausweis sollte also ins Tagesgepäck.

Västra Hamnen und der Turning Torso

Frisch am Hauptbahnhof Malmö angekommen fühlt sich zunächst einmal alles ein wenig beschaulicher an als in Kopenhagen. Das kann allerdings auch an den ziemlich ungemütlichen Temperaturen liegen, die noch einmal gut 5° unter denen der letzten Tage liegen. Dafür erwartet uns Malmö mit einem nur leicht bewölkten Himmel und dem ersten Sonnenschein seit Tagen.

Auf dem Bahnhofsplatz gibt es direkt eine sehenswerte Ansammlung an modernen Kunstwerken, darunter eine Kopie von „The Knotted Gun“, deren Original in New York vor dem UN-Hauptquartier steht, und der sehr fototaugliche „Spectral Self Container“ 😉

Dahinter beginnt auf ehemaligem Werft- und Hafengelände das moderne Viertel Västra Hamnen, das seit der Jahrtausendwende als nachhaltiges und innovatives Musterviertel geplant wurde. Das Viertel behauptet, der erste CO2-neutrale Stadtteil weltweit zu sein, zum Beispiel wird hier im großen Stil Grundwasser-Wärmespeicherung benutzt, um die Häuser zu heizen bzw. im Sommer zu kühlen. So innovativ der Stadtteil, so exklusiv und teuer ist er auch. Und am kalten Samstagnachmittag auch recht menschenleer, obwohl die Architektur an sich den Besuch lohnt. Am anderen Ende an der Seepromenade gibt es dann auch ein paar Cafés und so etwas wie Leben auf der Straße.

Unser eigentliches Ziel ist aber im Zentrum von Västra Hamnen zu finden und bei klarer Sicht auch von Kopenhagen als Strich am Horizont zu erkennen: Der Turning Torso, das 2005 von Santiago Calatrava entworfene und mit 190 Metern höchste Wohnhaus Europas. Auch hier bleibt leider nur der Blick von unten, da es weder eine öffentliche Aussichtsplattform noch sonstige Informationen für Interessierte gibt.

Malmöhus Slott

Von den zugigen Straßen und Plätzen von Västra Hamnen geht es zurück in Richtung Stadtzentrum. Auf dem Weg kommen wir am Museispårvägen vorbei, wo in malerischen roten Buden der Fiskehoddorna, Malmös ältester Fischmarkt zu finden ist. Montags bis Samstags bis 13 Uhr bekommt man hier an den verschiedenen Ständen alles, was die Ostsee hergibt.

Eine Ecke weiter kommen wir zur Festung Malmöhus, die immer noch von Befestigungen und Wassergraben umgeben ist. Die Renaissance-Festung mit den auffälligen Giebelchen und Rundtürmen wurde zwar als Sitz der (dänischen) königlichen Statthalter in der Stadt geplant, diente aber die meiste Zeit ihrer Existenz als Gefängnis. Teilweise für Adelige, später musste sie aber auch für normale Übeltäter herhalten. Dazu kamen ein paar Brände, bevor ein Großteil der alten Gebäude abgerissen und durch Neubauten für das Städtische Museum und das Kunstmuseum Malmös ersetzt wurden.

Malmöhus taugt mit Wassergraben und Zinnen als Bilderbuch-Burg

Die mit Klinkern verkleideten Neubauten fügen sich aber perfekt in das Gesamtbild ein, so dass der Schlosshof auf jeden Fall einen Abstecher Wert ist. Neben den Museen wartet auch das Café im Kommandantenhaus, um sich nach der Kälte aufzuwärmen, und der große Schlossgarten mit Windmühle auf den ehemaligen Bastionen hinter der Festung.

Altstadt von Malmö

Über die Västergatan und ein paar kleinere Gassen kommen wir in die Altstadt Malmös, wo größtenteils noch die alte Bebauung mit schönen Bürgerhäusern erhalten ist. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn im östlichen Teil der Altstadt wurden in den 60er- und 70er-Jahren ganze Straßenzüge für das Ziel einer modernen und autogerechten Stadt dem Erdboden gleich gemacht. Im Westen haben sich die alten Gassen aber zum Glück gehalten. Hier gibt es auch reichlich kleine Cafés, Bars und Läden für jeden Geschmack. Wir steuern zuerst den Lilla Torg (also den kleinen Markt) an, wo sogar noch einige Fachwerkhäuser aus dem 16. Jahrhundert erhalten ist. Um den gemütlichen Platz herum findet man die größte Konzentration an Restaurants, Kneipen und Bars der Innenstadt.

Der zweite große Platz in der Altstadt ist – wenig überraschend 😉 – der Stortorget (großer Markt). In der Mitte des Platzes reitet ein Standbild von König Karl X. Gustav daher, außerdem stehen hier das historische Rathaus, das allerdings gerade komplett saniert wird und einige schöne Bürger- und Geschäftshäuser. Wir machen es uns im Espresso House mit Blick auf den Platz bequem, wärmen uns auf und genießen hier wirklich guten Barista-Café jenseits vom üblichen Starbucks-Ambiente. Und die Fika gehört ja fest zum schwedischen Tagesablauf dazu, auch wenn die Zimtschnecken heute leider schon aus sind…

Sehenswert in der Altstadt ist noch die St. Petri-Kirche direkt hinter dem Rathaus, ein sehr schöner, typisch nordischer Kirchenbau mit beeindruckendem Turm und mit Baubeginn 1319 im übrigen auch das älteste Gebäude Malmös. Im Anschluss touren wir noch ein wenig durch die Gassen, bevor uns der kalte Wind zurück zum Hauptbahnhof treibt.

Ein Tipp, den ich vorab bekommen, aber nicht mehr selbst verifizieren konnte: Die nagelneue Bibliothek der Universität von Malmö bietet vom obersten Geschoss einen tollen Blick über das Hafenbecken und die Innenstadt. Zu finden ist die Bibliothek direkt neben dem alten Leuchtturm am Hafen.

Rückfahrt & Fazit

Auf dem Rückweg zum Bahnhof zieht Nebel über die Stadt, der der Umgebung ein fast schon mystisches Feeling verleiht. Zuerst verschwindet nur der Kirchturm im Nebel, aber bis wir am Bahnhofsplatz ankommen sinkt die Sicht soweit, dass die Gebäude auf der anderen Seite des Kanals nur noch als Schemen zu erahnen sind. Das bietet reichlich neue Fotomotive beim Warten auf den Zug zurück nach Kopenhagen. Ich investiere noch meine letzten schwedischen Kronen in eine Zimtschnecke, dann geht es zurück über die Öresundbrücke, gerade rechtzeitig, um den Sonnenuntergang über der Ostsee zu bestaunen. Ein Abschluss der Reise wie aus dem Bilderbuch 🙂

Denn:

Am nächsten Morgen sind die fünf Tage in Dänemark und Schweden auch schon wieder vorbei. Ich habe die Zeit sehr genossen und war überrascht, wie viel sich auch außerhalb der typischen Saison in Kopenhagen machen lässt (zumindest, wenn man nicht allzu verfroren ist). Die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen ist unglaublich erfrischend und mit einem Kaffee und dem genialen dänischen Gebäck zum Aufwärmen zwischendurch nimmt man auch einen Teil typisch dänischer hygge mit.

Einziger Nachteil: Die Sonnenstunden waren wirklich extrem rar. Einerseits war es fast durchgängig bewölkt, vor allem aber sind die Tage extrem kurz: Im November ist Sonnenaufgang gegen 8 Uhr, aber schon um 15:50 ist offizieller Sonnenuntergang. Den Faktor hatte ich vorher komplett unterschätzt. Wir haben uns so gut es ging beholfen und die Tagesstunden möglichst gut genutzt, bevor wir die langen Abende zum Essen und relaxen hatten. Das nächste Mal aber dann definitiv im Sommer 😉

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Michael

Hallo, ich bin Michael. Wenn ich nicht im Alltag mit Statistiken und Zahlen jongliere genieße ich es, die Welt zu erkunden.

Kommentare (2)

  • Anna 16. August 2019 um 19:40 Reply

    Dichter Nebel hat schon irgendwie was faszinierendes an sich. Auf jeden Fall kann man mal Urlaubsfotos machen, die nicht alle haben hehe 😉 Danke für deinen schönen Bericht, hat sich gut gelesen! 🙂

    • Michael 18. August 2019 um 13:58 Reply

      Hallo Anna, danke dir, schön, dass dir der Artikel gefallen hat! 🙂

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