2018 war ein ereignisreiches, aber letztlich extrem erfolgreiches Jahr für mich. Zwischen den ersten Schritten mit dem eigenen Unternehmen, dem Suchen und Finden des neuen Haupt-Jobs und der Einarbeitung in die neuen Aufgaben stand lange in den Sternen, ob für das Reisen überhaupt noch Zeit und Kapazitäten bleiben.
Aber nachdem sich alles doch wesentlich schneller als gedacht zur allgemeinen Zufriedenheit erledigt hat, bleiben dann doch noch zwei Wochen Zeit, die Frage ist nur: Wohin?
Warum Mexiko?
Meine Entscheidung für Mexiko fällt ziemlich spontan mit nur 6 Wochen Vorlauf und hat eine Reihe Gründe. Zum einen die Jahreszeit: Im späten September fallen die meisten Nord- und Osteuropäischen Ziele klimatisch schon aus. Asien würde gehen, scheidet aber aus, weil ich nur zwei Wochen zur Verfügung habe. Die USA scheiden diesmal aus und für große Vorbereitungen fehlt mir leider diesmal die Zeit.
Den Ausschlag für Mexiko gibt Manu, eine gute Freundin, die Zeitgleich mit meinem Urlaubs-Zeitfenster für ein sechsmonatiges Praktikum nach Mexico City zieht, wo sie schon mehrere Monate verbracht hat. Was liegt also näher, als sie zu besuchen, in Mexico City von ihrem Insider-Wissen zu profitieren und anschließend noch auf eigene Faust ein paar andere Ecken des Landes zu entdecken?
Je mehr ich mich mit Mexiko als Reiseziel beschäftige, desto mehr zieht mich auch die Geschichte des Landes in den Bann, die sowohl vor der spanischen Eroberung als auch seit der Unabhängigkeit von extremen Höhen und Tiefen geprägt war, von denen den meisten Europäern, mich eingeschlossen, aber bestenfalls die gröbsten Konturen bekannt sind.
Das Ergebnis wird also eine Mischung aus klassischem Städtetrip, Kultururlaub, Backpacking und Strandurlaub, teils gemeinsam mit Manu in Mexico City, dann solo im weiteren Verlauf.
Und wohin genau?
Und hier wird es schwierig: Je mehr ich mich mit Mexiko beschäftige, desto mehr Ziele erscheinen auf dem Radar. Kein Wunder: Das Land ist immerhin flächenmäßig so groß wie Westeuropa. Es müssen also schmerzhafte Kompromisse gefunden werden, denn bei der Reisezeit bin ich diesmal auf nur 16 Tage limitiert.
Klar ist, dass ich in Mexico City alleine mindestens fünf Tage brauche, um auch nur das nötigste sehen zu können. Da es in der Umgebung noch jede Menge spannender Ziele gibt, suche ich mir eine zentrale Unterkunft als Basis für insgesamt 8 Nächte.
Sogar im extrem beliebten Viertel Condesa zahle ich nur etwa 20 Euro pro Nacht für ein super WG-Zimmer über AirBnB. Ich mache mir deshalb vorerst keine Gedanken, ob und wann ich die Stadt zwischendurch verlasse, entscheide alles weitere spontan vor Ort und gönne mir bei Bedarf einfach eine Extra-Unterkunft, wenn ein Ausflug nicht in einem Tag zu schaffen sein sollte.
Als Kontrastprogramm soll es in der zweiten Woche in den Süden Mexikos auf die Halbinsel Yucatán gehen. Hier warten neben diversen, mehr oder weniger bekannten Ruinenstädten der Maya wunderschöne koloniale Städte und nicht zuletzt die karibischen Traumstrände auf einen Besuch. Die erste Idee ist, von Cancún aus eine Rundtour per Mietwagen zu machen. Nach ein paar Ideen und in guter Tradition an Schottland anknüpfend ziehe ich dann doch lieber mit dem Rucksack und auf den super ausgebauten Buslinien von Stadt zu Stadt. Ich versuche, die touristischsten Ecken (Chichen Itza, Cancún, Isla Mujeres) zu vermeiden und nehme mir eher unbekannte Ruinenstädte und das noch ziemlich verschafene, aber wunderschöne Campeche an der Golfküste vor.
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Insgesamt 8 Tage in Mexico City. Von dort aus:
- Entweder ein Wochenendabstecher nach Puebla und Cholula…
- …oder nach Taxco im Süden
- Tagesausflug zu den Ruinen von Teotihuacán
- Wenn Wetter, Zeit und Motivation mitspielen eine Tagestour zum Wandern nach Tepoztlán Im Anschluss eine Woche mit Rucksack und Bus durch die Halbinsel Yucatán:
- Los geht es in Campeche am Golf von Mexiko (2 Nächte)
- Von dort aus zu den Ruinen von Edzná und Uxmal
- Weiter über Mérida nach Valladolid (1 Nacht)
- Zum Abschluss gönne ich mir zwei Tage Strand und Karibik in Tulum Den Rückflug nach Hause habe ich von Cancún gebucht.
Ein paar Sachen fallen natürlich bei nur zwei Wochen Reisezeit unter den Tisch: Eigentlich hatte ich vor, drei oder vier Tage durch Zentralmexiko zu fahren und einige der kolonialen Städte, besonders Guanajuato, Dolores Hidalgo und San Miguel de Allende zu sehen. Zu wenig Zeit, also nächstes Mal. Durch den Verzicht auf den Mietwagen fallen in Yucatán leider der geplante Abstecher über die Grenze nach Belize und die komplett abgelegenen Ruinen von Calakmul weg. Definitiv ein Grund, wiederzukommen 😉
Noch ein paar allgemeine Tipps
Sprache, Kultur und Menschen
Man spricht – wenig überraschenderweise – Spanisch. Darüber verstehen viele Mexikaner, zumindest in Mexico City, ein paar Sätze Englisch, aber man sollte sich darauf einstellen, besonders im Kontakt mit Taxi- und Busfahrern, im Restaurant und allgemein bei Dienstleistungen die wichtigsten Sätze auf spanisch parat zu haben. Nur in den Touristenorten Cancún und Tulum wird flächendeckend Englisch gesprochen.
Mein Spanischkurs ist lange her und ich mache die Erfahrung, dass ich zwar relativ viel verstehe, mir aber häufig das Vokabular zum Antworten fehlt. Mit Händen und Füßen kommt man aber wunderbar durch, besonders dank der legendären Hilfsbereitschaft der Mexikaner.
Auch die Gastfreundschaft der Menschen ist unabhängig vom sozialen Status unglaublich. Man kommt bei jeder Gelegenheit, ob im Bus oder beim Essen ins Gespräch und wenn man nicht höllisch aufpasst, ist die Rechnung bezahlt, bevor man protestieren kann. Auch wenn man sich erst seit einer Stunde kennt, wird man abends auf eine Geburtstagsfeier von Freunden oder zum Essen nach Hause eingeladen. Von allen meinen Eindrücken bleibt die Herzlichkeit und Offenheit der Mexikaner der schönste.
Flug und Einreise
Die beiden wichtigsten Flughäfen Mexikos sind Mexico City im Nordosten der Hauptstadt und Cancún in der wichtigsten touristischen Region des Landes. Beide werden von Deutschland aus sowohl direkt als auch mit Umweg über die USA angeflogen. In Cancún sind besonders die klassischen Ferienflieger aktiv.
Die Flugpreise sind ähnlich wie für die US-Westküste: Mit Glück kommt man für 550 Euro ans Ziel, mal sind es auch 800 Euro. Ich entscheide mich für einen Gabelflug für 610 Euro: Von Amsterdam über Houston nach Mexico City, der Rückflug geht von Cancún über Washington, DC nach Frankfurt.
Die Einreise nach Mexiko ist denkbar entspannt: Ein Visum oder eine Vorab-Autorisierung à la ESTA braucht man nicht. Neben dem Zollformular wird eine Touristen-Einreisekarte, die FMM ausgefüllt, die man bei der Ausreise wieder abgibt. Nach ein paar kurzen Fragen stempelt der Grenzbeamte die Karte auf eine Gültigkeitsdauer von normalerweise 30 Tagen und man ist drin. Die Karte sollte man gut behüten, bei Verlust kostet der Ersatz bei der Ausreise 600 Pesos.
Wer wie ich über die USA einreist, hat natürlich die üblichen Freuden mit ESTA, US-Zoll und Immigration, auch wenn in Houston zumindest das Gepäck direkt durchgecheckt wird.
Transport
Das Verkehrsmittel der Wahl, um von Stadt zu Stadt zu kommen, ist der Bus. Regelmäßige Verbindungen, oft im 30-Minuten-Takt, gibt es zwischen allen großen Städten. Abgestuft ist das ganze nach Komfort und Zahl der Zwischenstopps, alle Busse sind aber extrem zuverlässig und meistens auf die Minute pünktlich (Umso mehr erstaunlich, wenn man das Verhältnis der meisten Mexikaner zur Zeit in Betracht zieht). Die Mexikanische Bahngesellschaft wurde in den 90er Jahren privatisiert und war fast umgehend bankrott, der Zug ist damit, abgesehen von einigen rein touristischen Routen im Norden des Landes, keine Option.
Neben den offiziellen Buslinien gibt es die Collectivos, die man am ehesten mit Sammeltaxen vergleichen kann und die gegen verschwindend kleines Geld auch ins letzte Dorf fahren. Sie sind das Hauptverkehrsmittel der arbeitenden Bevölkerung auf dm Land, man trifft aber auch immer wieder auf Touristen.
In Mexico City gibt es das nach New York zweitgrößte Metro-Netz Nordamerikas. Es bringt einen an fast jeden Punkt der Stadt, auch wenn die Haltestellen im Süden der Stadt teils weit auseinander liegen. Daneben gibt es den extrem schnellen Metrobus mit 6 Linien und ein Wirrwarr regulärer Buslinien und natürlich Collectivos.
Für größere Strecken im Land sind Inlandsflüge eine gute Option, von Mexico City fliegen Aeroméxico und die drei inländischen Billigflieger alle größeren Städte mehrmals täglich an. Für einen Inlandsflug werden ca. 60-90 Euro fällig.
Mehr Tipps zum Reisen durch Mexiko findest du in den nächsten Beiträgen.
Geld und Preise
Währung ist der Mexikanische Peso ($). Im Herbst 2018 entsprechen 20 $ etwa 1 EUR.
Anders als in den USA ist Cash in Mexiko King. Auch in Mexico City werden Kreditkarten normalerweise nur in größeren Geschäften und Restaurants akzeptiert. Der erste Weg nach der Einreise sollte also zum Geldautomaten führen.
Problem: Besonders an stark frequentierten Orten sind die Automaten oft leer und werden nur unregelmäßig nachgefüllt. Problem 2: Auch mit der Kreditkarte werden bei allen einheimischen Banken Gebühren für das Geldabheben fällig, in der Regel 100 Pesos (~4-5 EUR) je Vorgang. Am besten also einen größeren Betrag abheben und sicher deponieren.
Generell ist Mexiko ein preiswertes Reiseziel, das Preisniveau variiert aber stark nach Kontext. Bewegt man sich im normalen landestypischen Umfeld, bekommt man einen Taco al Pastor schon für 5 $ und kann für 150 $ bequem und reichlich zu Mittag essen. In den eher europäisch geprägten Vierteln von Mexico City sind die Preise dagegen kaum niedriger als in Europa, in den Touristengebieten um Cancún sogar deutlich höher.
Sicherheit
Kein Beitrag über Mexiko ohne dieses leidige Thema. Generell leidet das Image Mexikos an der dauernden Assoziation mit dem Drogenkrieg und der damit einhergehenden Gewalt. Diese ist jedoch, mit wenigen Ausnahmen, auf die Grenzregion zu den USA und einige Gebiete an der Pazifikküste, besonders im Bundesstaat Guerrero, beschränkt.
In Mexico City und den umgebenden Bundesstaaten gibt es kaum bekannte Vorfälle, in die Touristen verwickelt waren. Ansonsten sind hier natürlich die üblichen Regeln zu beachten, die in jeder Metropole gelten: Geld und Wertgegenstände sollten nicht offen herumgetragen werden und insbesondere in größeren Menschenansammlungen, der Metro und auf Märkten gilt besondere Aufmerksamkeit. Abgesehen davon sind die Bereiche der Stadt, in die man als normaler Besucher vorstößt, nach meiner subjektiven Einschätzung nicht unsicherer als in jeder anderen Nordamerikanischen Großstadt. Auch in eher berüchtigten Vierteln wie der Colonia Doctores geht der Großteil der verzeichneten Straftaten auf Autodiebstähle etc. zurück, Gewaltverbrechen sind dagegen eher selten.
Auch in Yucatán ist die Sicherheitslage gut, in den letzten Jahren häufen sich aber im Bundesstaat Quintana Roo um Cancún und Playa del Carmen Vorfälle zwischen Drogenkartellen, bei denen mehrmals auch Touristen zwischen die Fronten kamen.
Die Mexikanische Polizei zeigt im Stadtbild starke Präsenz, besonders in der Metro. Auch an Autobahnen und Überlandstraßen gibt es in regelmäßigen Abständen Kontrollen und Checkpoints. Ich habe keine Erfahrungen mit Korruption gemacht, andere Reisende berichten dagegen, dass hier und da auch ein kleines Bestechungsgeld gefordert würde.
Generell empfiehlt sich, wie überall, der Blick auf die aktuellen Reisehinweise des Auswärtigen Amtes und ansonsten der Verweis auf das persönliche Bauchgefühl und den gesunden Menschenverstand. Ich persönlich bin jedenfalls in keine Situation geraten, in der ich mich unsicher oder auch nur unwohl gefühlt hätte.
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Kommentare (3)
Danke für die vielen Tipps, du gibst einen richtig guten Überblick! Die Bilder sind auch sehr beeindruckend, schöne Auswahl. 🙂 Schade, dass du nicht alles geschafft hast, aber wie du schon meinst, dann musst du eben wieder hin! 😉 Gab es einen anderen Grund außer „bereits in Schottland so gemacht“, dass du lieber mit dem Bus als Mietauo unterwegs warst? LG
Hallo Nava, schön, dass dir der Beitrag gefällt! 🙂 Der Hauptgrund, der für mich am Ende gegen das Mietauto gesprochen hat, war dass ich alleine unterwegs war. Ohne Beifahrer fehlen die Unterhaltung und die Möglichkeit, sich bei langen Strecken am Steuer abzuwechseln, was beides auf langen Strecken echt hilfreich ist. Auf jeden Fall hätte ich einige echt nette Erlebnisse im Bus verpasst 🙂
Hallo Michael, ohja, das stimmt. Alleine im Auto kann sehr anstrengend sein. Ich hätte es persönlich einfach als sicherer empfunden, besonders als Frau. Aber da scheinst du ja gute Erfahrungen gemacht zu haben. LG