Mit dem Bus durch Mexiko

Mit dem Bus durch Mexiko

Öffentliche Verkehrsmittel in einem fremden Land sind immer ein Thema für sich. Spätestens wenn du Mexiko auch außerhalb der Hauptstadt kennenlernen möchtest, stellt sich aber die Frage nach dem Verkehrsmittel. Natürlich gibt es Mietwagen und für größere Strecken ein dichtes Netz von Inlandsflügen, aber nach Zügen wirst du zum Beispiel vergeblich suchen. Das Standard-Verkehrsmittel in Mexiko abseits vom eigenen Auto ist der Bus.

Wenn du vor deinem inneren Auge jetzt einen klapprigen, überfülllten Minibus mit Holzkisten und Hühnerkäfigen auf dem Dach siehst, der sich über eine steile Schotterpiste quält, könntest du nicht falscher liegen. Das Straßennetz in Mexiko ist hervorragend und das Reisen per Bus eine einfache, sichere, komfortable und noch dazu extrem günstige Variante, das Land kennen zu lernen.

In diesem Artikel gebe ich dir alles mit auf den Weg, was du wissen musst, um sicher und bequem im Bus durch Mexiko zu reisen.

Klassengesellschaft auf Rädern

Um das System der mexikanischen Fernbusse zu verstehen, muss man in Klassen denken:

Die wichtigste Unterteilung ist die der Busanbieter und -linien in Busse erster und zweiter Klasse. Beide unterscheiden sich natürlich nach Preis und Komfort. Viel entscheidender ist aber, dass es in den meisten Städten eigene Busterminals je Klasse (und oft auch je Anbieter) gibt, die oft nicht einmal im gleichen Stadtviertel liegen: In Campeche fahren die Busse erster Klasse von ADO etwa von einem neuen Terminal am Stadtrand, das nur per Taxi erreichbar ist, während alle anderen Linien von einem Depot nahe des Zentrums abfahren. Ein Detail, das besonders dann wichtig wird, wenn man nur wenig Zeit bis zur Abfahrt oder zum Umsteigen hat.

Abgesehen vom Abfahrtsort unterscheiden sich beide Klassen vor allem beim Komfort: Die Busse, die in der zweiten Klasse unterwegs sind, sind normalerweise deutlich älter. Gepäckaufbewahrung im Laderaum und Klimatisierung sind zwar auch dort Standard, aber gegenüber der ersten Klasse muss man bei Details wie Beinfreiheit, WiFi, Filmprogramm oder Toiletten an Bord Abstriche machen. Wie wichtig man solche Extras einschätzt, hängt natürlich von jedem Einzelnen und der Länge der Strecke ab.

Auch bei der Fahrtdauer gibt es Unterschiede: Busse in der ersten Klasse fahren häufig non-stop zwischen größeren Städten, häufig über Autobahnen oder Schnellstraßen. In der zweiten Klasse sind Umwege und Stops in kleinen Städten vorgesehen, die gleiche Strecke kann also deutlich länger dauern, gleichzeitig gibt es unterwegs deutlich mehr zu sehen.

Der dritte große Unterschied betrifft die Fahrpläne: Generell sind nur die die Busverbindungen erster Klasse online auffindbar und buchbar. Informationen zu allen weiteren Verbindungen gibt es dagegen nur am jeweiligen Terminal oder, mit etwas Glück, über Hinweise in Foren oder Blogs. Auf die Busverbindung von Campeche nach Uxmal bin ich zum Beispiel nur über das Sammeln von Informationen aus mehreren Online-Foren gestoßen.

ADO Bus
Ein typischer Bus von ADO in der ersten Klasse. Foto: ACD Fotos auf flickr, CC BY-ND 2.0

Auch innerhalb der ersten Klasse gibt es weitere Abstufungen, hier am Beispiel von ADO:

  • ADO – Der Standard in der ersten Klasse. Hier kann man sich über bequeme, zurücklehnbare Sitze und ein ordentliches Maß an Beinfreiheit freuen. Standard ist eine Toilette an Bord. Während der Fahrt laufen Filme auf mehreren Monitoren an der Decke, oft leider in ohrenbetäubender Lautstärke.
  • ADO GL – Der Gran Lujo spielt eine Liga höher und bietet getrennte Toiletten im hinteren Teil des Busses, außerdem mehr Beinfreiheit und einen Kaffeeautomaten an Bord. Größter Pluspunkt: In den vollen Genuss des Filmprogramms kommt man hier nur mit Kopfhörer 🙂
  • ADO Platino – Die Luxusvariante ist nur auf wenigen Strecken unterwegs, oft als Nachtbus. Die Sitze hier lassen sich komplett in Liegeposition bringen, außerdem bieten diese Busse ein eigenes Unterhaltungssystem am Platz.

Bus-Terminals in Mexiko

Wie schon erwähnt gibt es in den meisten Städten nicht nur einen, sondern mehrere Busbahnhöfe, so dass du dich rechtzeitig schlau machen solltest, wo genau dein Bus abfährt und wie du bei Bedarf die Strecken innerhalb der Stadt überbrücken möchtest.

Das ist besonders ein Thema in Mexico City, wo es vier große Bus-Terminals gibt, je eines pro Himmelsrichtung:

  • Terminal de Autobuses del Sur – Oft auch einfach Tasqueña. Im Süden der Stadt, von hier fahren die Linien nach Cuernavaca, Tepoztlán, Taxco und Acapulco. Am einfachsten erreicht man das Terminal mit der Metro-Linie 2, Station Tasqueña.
  • Terminal de Autobuses del Norte – Im Norden an der gleichnamigen Metro-Station (Linie 5). Neben Fernbussen nach Guanajuato und Querétaro fahren auch die Busse zu den Ruinen von Teotihuacán von hier ab.
  • Terminal de Autobuses de Pasajeros Oriente – meistens einfach TAPO: Östlich des Stadtzentrums und mit seiner riesigen Kuppelhalle fast eine Sehenswürdigkeit für sich. Hier fahren die Busse nach Puebla, an die Golfküste und Richtung Yucatán. Die nächste Metro-Station ist San Lazaro (Linie 1).
  • Terminal de Autobuses del Poniente – Im Westen, in der Nähe der Metro-Station Obervatorio (Südwestliche Endstation der Linie 1)

Zusätzlich dazu fahren auch einige Fernbuslinien Richtung Norden und Osten direkt am Flughafen ab. Wenn du innerhalb von Mexico City von einem Bus-Terminal zum anderen wechseln musst, solltest du mindestens eineinhalb, besser zwei Stunden einplanen.

TAPO
Eher Flughafen als Busbahnhof: Der TAPO in Mexico City. Foto: Thelmadatter auf Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Was kannst du vor Ort am Busbahnhof erwarten? Das hängt natürlich vor allem von der Größe ab. Die großen Terminals in Mexico City ähneln großen Bahnhöfen oder kleinen Flughäfen, von Toiletten (kostenpflichtig, aber sauber), Restaurants, Imbissständen bis zu Supermärkten findet sich alles, was den oder die Reisende bewegen könnte. Aber auch an kleineren Terminals wie in Campeche oder Tulúm gibt es als Minimum einen Minimarkt, um sich mit dem nötigsten an Proviant zu versorgen, bevor der Bus abfährt.

Zum Thema Sicherheit: Sicherheitspersonal oder Polizei sind immer vor Ort und das Sicherheitsgefühl insgesamt sehr gut, auch wenn besonders die Terminals in Mexico City nicht unbedingt in den aufgeräumtesten Stadtvierteln liegen. Wie an jedem Verkehrsknotenpunkt bieten Menschenmassen und Hektik natürlich ein Biotop für Taschendiebe, du solltest also im Gedränge nicht den Blick auf Gepäck und Wertgegenstände verlieren.

Preise & Fahrpläne

Das größte Mysterium gleich zu Beginn: Mexiko ist, wie man unweigerlich nach kürzester Zeit feststellt, ein Land mit einer sehr speziellen Einstellung zur Zeit im Allgemeinen und zum Konzept der Pünktlichkeit im Speziellen. Die einzige bekannte Ausnahme davon sind die Fahrpläne von Fernbussen, die mit einer Genauigkeit eingehalten werden, die der Deutschen Bahn die Schamesröte ins Gesicht treiben würde.

Preislich sind die Busverbindungen in Mexiko – zumindest mit europäischem Budget – unschlagbar günstig. Eine Fahrt in der komfortablen ersten Klasse von Mexico City nach Puebla (130 km) oder von Campeche nach Mérida (knapp 200 km) kostet umgerechnet maximal 7 Euro. Nur auf den längsten Strecken, z.B. von Mexico City nach Cancún, hat das Flugzeug preislich die Nase vorne (zeitlich selbstverständlich auch), hier fahren normalerweise aber auch nur die Busse der teuersten Klasse.

Checkmybus

Wenn du schon weißt, welche Busgesellschaften auf deiner Route unterwegs sind, bietet sich die Suche direkt über deren Seite an, etwa bei ADO. Zusätzlich dazu gibt es mehrere Portale, z.B. CheckMyBus.com, die Strecken und Verbindungen mehrerer Gesellschaften verbinden und vergleichen. Diese und die meisten anderen Seiten sind zwar nur auf Spanisch verfügbar, die Suchfunktion und die Ergebnisübersicht ist aber größtenteils selbsterklärend. Ein paar Hinweise trotzdem:

  • Alle Zeiten sind im 24-Stunden-Format.
  • Alle Preise sind in Pesos ($) angegeben.

Wie schon weiter oben geschrieben beschränken sich die Online-Fahrpläne der Buslinien wie auch die meisten Auskünfte auf anderen Portalen auf die Verbindungen erster Klasse. Alle anderen Abfahrtzeiten finden sich entweder diekt am jeweiligen Bus-Terminal oder – Sprachkenntnisse vorausgesetzt – telefonisch bei der Busgesellschaft.

Checkmybus

Wenn du weißt, dass du auf eine Verbindung zweiter Klasse angewiesen bist – und diese auch existiert – reicht es in der Regel, einfach zum Bus-Terminal zu gehen und den nächsten verfügbaren Bus abzupassen. In Campeche lag die maximale Taktzeit, außer in den Abendstunden, bei 90 Minuten bis zwei Stunden.

Tickets: Online vs. Spontanität

Mexikaner sind spontane Menschen. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass sie frühestens 15 Minuten vor Abfahrt des Busses am Fahrkartenschalter stehen, um sich ihr Ticket zu sichern. Wenn du es auf einen konkreten Bus abgesehen hast, solltest du also keinerlei Probleme haben, dir auch spontan ein Ticket zu sichern. Selbst am Wochenende war keiner meiner Busse ausgebucht und auch von Einheimischen wurde mir empfohlen, einfach spontan zu buchen.

Auch die Sprachbarriere ist kein nennenswertes Hindernis: Obwohl die meisten Mitarbeiterinnen am Schalter nur wenig Englisch verstehen, solltest du auch ohne Spanischkenntnisse keine Probleme haben, dich verständlich zu machen. Am ADO-Schalter werden übrigens Tickets für alle Strecken der Gesellschaft verkauft.

Trotzdem spürt man als panischer, alltagsgestresster Mitteleuropäer vielleicht doch hier und da ein Zucken bei der Vorstellung, den Bus zurück zum Flughafen und damit den Rückflug zu verpassen. Bei ADO kein Problem, hier lassen sich Tickets nicht nur am Schalter, sondern auch online über die Website oder per App buchen.

Zur Ticketbuchung geht es auf der Website von ADO direkt per Klick auf die gefundene Wunschverbindung. Die Seite ist so aufgeräumt und übersichtlich, dass man ihr sogar verzeiht, dass sie bei einem von drei Versuchen abstürzt. Nach der Auswahl der Sitze werden nur noch die Kreditkarteninformationen abgefragt, bevor dich statt deines ausdruckbaren Tickets eine wenig informative Fehlermeldung anlacht. Auch weitere Versuche mit anderen Kreditkarten dürften dich nicht nennenswert weiter bringen, denn die Crux liegt woanders:

ADO akzeptiert online nur Kreditkarten, die in Mexiko ausgestellt wurden. Woher du das wissen sollst? Aus eigener leidvoller Erfahrung mit anschließender Internetrecherche natürlich.

Zum Glück gibt es Alternativen, wenn du dein Ticket vorab buchen möchtest, ohne zum Schalter zu laufen. Ich habe gute Erfahrungen mit ClickBus gemacht: Über diese Seite gibt es, gegen einen Preisaufschlag von 10 Prozent, Tickets von ADO und anderen überregionalen Busanbietern zu kaufen. Den Buchungsdialog gibt es hier auch auf Englisch, internationale Kreditkarten werden problemlos akzeptiert und auch die Zahlung mit PayPal ist möglich. Übrigens: Auch wenn das online gekaufte Ticket offiziell ausgedruckt vorliegen muss, hatte ich keine Probleme, als ich mein Ticket nur auf dem Smartphone vorzeigen konnte.

ClickBus

Fazit: Selbst wenn du auf einen konkreten Bus angewiesen bist, reicht es in der Regel, 30 Minuten vor Abfahrt am Ticketschalter zu sein. Die meisten Linien fahren so regelmäßig, dass die Busse so gut wie nie ausgebucht sind. Wenn du trotzdem auf Nummer Sicher gehen willst ist die Buchung über ClickBus eine gute Alternative.

Boarding

Den zu deinem Ticket passenden Bus zu finden, ist einfacher gesagt als getan. Wobei ich zugegebenermaßen jedes Mal erst auf die allerletzte Minute am Bussteig angekommen bin…

Zum einen sind die Busbahnhöfe in größeren Städten wirklich riesig, zum anderen solltest du eine grobe geografische Idee davon haben, wo du hin möchtest. Die Abfahrtsbereiche der Busse sind zwar durchnummeriert, an welcher Nummer dein Bus abfährt erfährst du aber maximal durch Fragen am Schalter. Die Zielstationen der abfahrenden Busse und die zugehörige Busgesellschaft werden aber auf Monitoren angezeigt, außerdem vorne am Bus. Das bringt dir natürlich nur dann etwas, wenn du entweder bis zur Endstation mitfahren möchtest oder diese zumindest kennst. Im Zweifel kannst du natürlich auch immer zu einem dieser nervigen Touristen mutieren, die wissen wollen, ob der Bus, auf dem Puebla als Ziel steht, auch wirklich nach Puebla fährt und einen der zahlreichen Mitarbeiter an den Bussen ansprechen. So wie ich 🙂

Puebla Bus-Terminal
Am Bus-Terminal in Puebla wird man sogar auf Deutsch begrüßt.

Auf dem Weg vom Wartebereich zum Bus steht normalerweise noch eine Sicherheitskontrolle an – in Mexico City sogar mit Metalldetektor wie am Flughafen. Oft wirft das Sicherheitspersonal auch einen kurzen Blick ins Handgepäck.

Am Bus steht normalerweise ein Mitarbeiter bereit, der dein Gepäck im Laderaum verstaut. Bei ADO bekommt dein Koffer oder Rucksack, ganz wie am Flughafen, einen Gepäckanhänger und du einen Abschnitt, den du tunlichst nicht verlieren solltest, wenn du dein Gepäck am Ziel diskussionsfrei wieder haben möchtest. Sicherheit wird im Abfahrtbereich generell groß geschrieben und ich hatte keine Bedenken, mein Gepäck aus der Hand zu geben. Natürlich sprich nichts dagegen, eine kleine Tasche oder einen Tagesrucksack mit an den Platz zu nehmen.

Beim Einstieg wird dein Ticket mit einer Liste abgeglichen, so dass spätestens hier auffallen müsste, wenn du statt nach Puebla auf dem Weg nach Tampico sein solltest. Endlich an Bord und von der Last deines Gepäcks befreit, musst du nur noch deinen Platz finden (Die Tickets sind immer Platzkarten) und kannst es dir gemütlich machen. Während du in deinem überraschend bequemen Sitz versinkst, kannst du die vorbeiziehende Landschaft genießen und an den spanisch synchronisierten Spielfilmen oder – noch besser – im Gespräch mit deinem Sitznachbarn deine Spanischkenntnisse aufpolieren.

Zum Abschluss noch ein Hinweis:

Auch wenn ich während meiner Reise durch Mexiko viele verschiedene Busse und Linien genutzt habe, die mich alle sicher und entspannt ans Ziel gebracht haben, macht mich das sicher nicht zum Experten auf diesem Feld. Trotzdem möchte ich mit diesem Beitrag meine Erfahrungen sammeln und weitergeben.

Stelle deine Fragen in den Kommentaren und ich gebe mein Bestes, sie zu beantworten!

Michael

Hallo, ich bin Michael. Wenn ich nicht im Alltag mit Statistiken und Zahlen jongliere genieße ich es, die Welt zu erkunden.

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