Tag 2 in Inverness. Heute wartet zwar kein Scottish Breakfast auf uns, aber das Vorratsregal in der Küche gibt neben Toast eine beachtliche Auswahl an Marmeladen und Brotaufstrichen her. Für mich besonders wichtig: Es gibt Kaffee 🙂
Der am meisten überschätzte See Schottlands?
Da wir die Stadt selbst schon fast komplett erkundet haben stehen für heute ein paar kleinere Abstecher in die Umgebung an. Der erste führt zum Pflichtziel in Schottland schlechthin, zum Loch Ness. Inklusive Nessie-Wahnsinn natürlich. Dazu steigen wir am Busbahnhof in eine der Linien, die in einer guten halben Stunde zum See aufbrechen. Alternativ gibt es auch diverse Anbieter von Bootstouren.
Man kann sich natürlich generell die Frage stellen, warum quasi jeder gerade von diesem einen schottischen See gehört hat. Die perfekt vermarktete Legende vom Ungeheuer im See ist natürlich der Hauptfaktor. Loch Ness ist daneben zwar der größte, definitiv aber nicht der schönste See im Land. Alleine von denen, die wir sehen konnten, laufen Loch Maree und Loch Lomond ihm landschaftlich locker den Rang ab. Man könnte glatt auf die Idee kommen, dass die ganze Nessie-Legende nur ein geschickter Schachzug ist, möglichst viele Touristen an einem Fleck zu bündeln und so von den echten Perlen des Landes fernzuhalten…
Der langgezogene See ist von niedrigen Hügeln eingerahmt. Auf dem Nordufer kommen wir in Drumnadrochit gleich an zwei privat betriebenen Museen/Besucherzentren vorbei, die natürlich jeweils das einzig wahre und originale Nessie-Erlebnis bieten. Peinlich nur, dass sie direkt nebeneinander liegen. Unser Ziel ist die Ruine von Urquhart Castle, die malerisch direkt am Seeufer liegt. Gesehen hat sie sicher jeder schon einmal, die verfallenen Türme mit dem See im Hintergrund sind eines der bekanntesten Foto-Motive Schottlands.
Urquhart Castle
Verwaltet wird die Ruine von Historic Scotland, wir sparen deshalb beim Eintritt, indem wir direkt ein Kombiticket inklusive Edinburgh Castle kaufen. Bevor wir zur Burgruine dürfen, wird uns in einem Film ein kurzer historischer Abriss der wechselhaften Geschichte der Burg präsentiert. Auch hier hatten natürlich die Jakobiten und Bonnie Prince Charlie ihre aufständischen Hände im Spiel. Nach Ende des Filmes öffnet sich ein Vorhang und wir können durch ein riesiges Panoramafenster die Ruine in ihrer ganzen Pracht bewundern. Gut gemacht, hier bekommt man etwas geboten für sein Eintrittsgeld.
Die Ruine selbst können wir dann auf eigene Faust erkunden. Zwischen Mauern und Türmen laufen wir über grünen Rasen, vor dem Eingang sehen wir mehrere riesige Belagerungsmaschinen, die erfolglos die Burg eingesetzt wurden. Die einzelnen Gebäude sind mehr oder weniger gut erhalten, dazwischen informieren Tafeln, über ihre frühere Funktion. Die Szenerie ist wunderschön, wird aber empfindlich durch die Massen an Menschen beeinträchtigt, die hier busladungsweise ankommen. Zwischendurch verstellen wir uns und machen sprachlich auf Briten: Als eine deutsche Dame lautstark und quer über den Burghof ihrem Gatten mitteilt, dass sie der Kaffeedurst plagt. Wir wollen damit nicht in Verbindung gebracht werden, üben uns in Understatement und halten Abstand.
Kessock Bridge & Stadion
Nach gut zwei Stunden geht es per Bus zurück nach Inverness. Unseren Ursprungsplan, direkt das Schlachtfeld von Culloden anzusteuern, blasen wir unterwegs ab, weil der Himmel sich bedenklich zuzieht. Christopher ist ein wenig enttäuscht darüber. Um ihn wieder ins Boot zu holen beschließen wir stattdessen das Fußballstadion des Inverness Caledonian Thistle FC anzupeilen, sobald der Regen durchgezogen wird.
Nach einem nur kurzen Schauer, den wir für ein Mittagessen im Eastgate Center nutzen, folgen wir zu Fuß dem River Ness. Das Stadion liegt direkt im Schatten der Kessock Bridge, die aus dieser Perspektive auch ein gutes Motiv abgibt. Das Stadion ist leider menschenleer, Christopher und Nico können aber trotzdem ein paar Blicke hineinwerfen.
Auf dem Rückweg bedrängt uns das nächste Regengebiet und wir haben Glück, unser Hostel zu erreichen, bevor sich die Schleusen öffnen. Den Rest des späten Nachmittags und abends verbringen wir dann entspannt lesend und Tee trinkend in der Lounge, während draußen der Regen prasselt.
Mein Fazit zu Loch Ness und Inverness: Alleine wegen Nessie und Loch Ness hierher zu kommen lohnt sich definitiv nicht. Es gibt hunderte schönere Seen mit weniger Menschen, die einem vor die Kamera laufen könnten. In Kombination mit dem wirklich netten Städtchen Inverness und ein paar Abstechern in die Umgebung haben wir unsere eineinhalb Tage aber nicht bereut. Wegen der verkehrsgünstigen Lage dürfte sich Inverness auch für Viele als Zwischenstopp auf dem Weg in die Highlands anbieten.
Inverness zum Loch Ness und zurück: | je 28 Kilometer |
Zu Fuß zur Kessock Brudge und zum Stadion: | 4 Kilometer |