Independence Day in San Francisco

Independence Day in San Francisco

Dieser Post ist Teil der Serie 3 Tage in San Francisco
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Es ist Samstag und der 4. Juli, wir haben also Independence Day. Unser Gastgeber Chris hat uns am Vortag ein paar Tipps und Hinweise gegeben und besonders das Feuerwerk über der San Francisco Bay als Highlight angepriesen, für das man sich seiner Meinung nach einen hochgelegenen Punkt in der Stadt suchen sollte. Ansonsten fällt uns sehr schnell auf, dass uns kaum etwas auffällt. Die Geschäfte sind geöffnet, die MUNI verkehrt mit normalem Fahrplan und wenn man es nicht besser wüsste würde man glatt verpassen, dass heute Nationalfeiertag ist. Auch die Dichte an US-Fähnchen erscheint uns nicht signifikant höher als am Vortag.

Wir beginnen unseren Tag beim Frühstück bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel auf der Terrasse im Garten unserer Gastgeber. Neben Cornflakes gibt es leider ziemlich dünnen Kaffee, weil wir uns bei der Dosierung vertan haben. Der Mahlgrad von amerikanischem Filterkaffee ist offensichtlich anders als in Deutschland.

Mission District

Gegen 11 Uhr wollen wir mit der MUNI in Richtung Downtown aufbrechen, werden aber stutzig, als auch nach 20 Minuten keine Bahn kommt. Als neben uns hupend ein Bus zum stehen kommt erfahren wir auch warum: Zwei Haltestellen weiter wurde eine Bombe gefunden und deshalb ein kompletter Block gesperrt. Nach diesem Hindernis wechseln wir in die bereitstehende Bahn und fahren in Richtung Church Street.

Unser erstes Tagesziel ist der Mission District, die Keimzelle von San Francisco um die ehemalige Missionsstation San Francisco de Asís. Der Stadtteil ist stark lateinamerikanisch geprägt, voll kleiner Cafés und Restaurants und besonders für seine riesigen Wandgemälde an Wohnhäusern bekannt. Wir kommen am Mission Dolores Park vorbei und finden schließlich ein kleines Restaurant, wo wir neben hervorragenden Sandwiches gleichzeitig das Finale der Copa América, das Spiel um Platz Drei der Fußball WM der Frauen mit deutscher Beteiligung und ein Baseballspiel auf großen Bildschirmen verfolgen können.

Telegraph Hill & Russian Hill

Für die Fahrt zu unserem nächsten Ziel steigen wir auf der Market Street in eine der historischen Straßenbahnen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts um, von denen eine große Flotte mit restaurierten Wagen aus der ganzen Welt zwischen Financial District und Embarcadero verkehrt.

Von dort aus erklimmen wir den Telegraph Hill, auf dessen Spitze der bekannte Coit Tower steht, der von einer reichen Bürgerin zu Ehren der freiwilligen Feuerwehr von San Francisco finanziert wurde. Die Aussicht über die San Francisco Bay und die Wolkenkratzer des Financial Districts auf der anderen Seite ist umwerfend. Die Touristenmassen allerdings auch, so dass wir uns das Schlange stehen und Bezahlen am Aussichtsturm gerne sparen. Der Platz wird aber direkt als Favorit für das abendliche Feuerwerk vorgemerkt.

San Francisco
Vom Telegraph Hill hat man den besten Blick auf die Skyline des Bankenviertels. Das pyramidenförmige Transamerica Building ist angeblich sogar erdbebensicher (ungetestet)

Unser Weg führt uns zu Fuß durch das Viertel Russian Hill, wo man die Geographie San Franciscos in Bestform erleben kann: Die von kleinen zweistöckigen Einfamilienhäusern mit Erkern gesäumten Straßen steigen und fallen hier in aberwitzigen Winkeln. Wir entdecken eine sehr europäisch wirkende Kirche, viele kleine Parks und landen letztlich an einem der Touri-Hotspots schlechthin, der Lombard Street.

San Francisco
Russian Hill ist das italienische Viertel. Und hügelig ist stark untertrieben…

Auf der Länge eines Häuserblocks überwindet die Straße in acht engen Serpentinen eine Steigung von 27%. Das ist nett anzusehen, rechtfertigt unserer Meinung nach aber nicht den gewaltigen Verkehrsstau, der durch Massen von Touristen ausgelöst wird, die ungeniert über die Fahrbahn rennen und die Kreuzung am Fuß des Blocks blockieren. Die zur Aufrechterhaltung eines Minimums an Ordnung dort abgestellten zwei Polizisten wirken auf uns einigermaßen hilflos. Einige Meilen weiter wieder in der Gegend des Union Square gönnen wir uns erst einmal einen Kaffee, da sich der Himmel zunehmend zuzieht und der Wind deutlich auffrischt.

Chinatown

Direkt um die Ecke vom Union Square finden wir das Chinatown Gate und tauchen in das Gewirr des chinesischen Viertels ein. Neben chinesischen Restaurants und Lebensmittelläden sind die Straßen hier vor allem von großen Ramschläden gesäumt, die alle erdenklichen chinesischen Souvenirs in jeder vorstellbaren Größe verkaufen. Wir beschränken uns auf einige Postkarten und passende Briefmarken und sehen uns ansonsten in den mit Lampions behängten Gassen um, wo an jeder Ecke eine andere chinesische Straßenmusikergruppe spielt. Es geht auf die Abendessenszeit zu. Wir haben uns an Empfehlungen orientiert und steuern den Burgermeister an, eine lokale Restaurantkette mit frischen Burgern und Salaten. Der Weg führt uns wieder nach Russian Hill.

Feuerwerk zum Independence Day

Nach dem Essen geht es zurück zur Uferpromenade, um das abendliche Feuerwerk abzuwarten. Langsam kommt tatsächlich Feiertagsatmosphäre auf, da sich immer mehr Einheimische auf den Weg ans Wasser machen, wo auch diverse Straßenkünstler und Bands für Stimmung sorgen. Vom Pazifik her durch das Golden Gate zieht sich ein tief hängender Nebelteppich über die Stadt, es bleibt aber trocken. Wir bleiben unserem Plan vom Nachmittag treu und klettern ein zweites Mal auf den Telegraph Hill.

San Francisco
Ein wenig Patriotismus zum Nationalfeiertag muss dann doch sein

Der Coit Tower wird an diesem Abend wechselnd in den Nationalfarben Rot, Weiß und Blau angestrahlt und die Stimmung ist gut und entspannt. Als das Feuerwerk beginnt erkennen wir unseren Fehler schnell: Die Vegetation um die Hügelspitze und der tief hängende Nebel verhindern, dass wir vom Feuerwerk mehr als von innen erleuchtete Wolken wahrnehmen. Wir entscheiden uns, zurück ans Ufer zu gehen und finden zwei Straßen unterhalb des Coit Tower tatsächlich eine bessere Aussichtsposition. Der Großteil des bestimmt sehenswerten Feuerwerks, das von Booten auf der Bay abgefeuert wird, verglüht trotzdem im Nebel.

Als gegen 22:30 Uhr alles vorbei ist schließen wir uns den Menschenmassen an, die vom Hügel aus zurück in Richtung der beleuchteten Skyline des Financial District und zur MUNI strömen. Es dauert einige Zeit, biss sich die Massen zerstreuen und wir einen Zug in Richtung Bayview erreichen. Da wir den Großteil des Tages zu Fuß unterwegs waren nutzen wir die Fahrtzeit, um unsere Beine auszustrecken. In unserer Straße steigt noch eine lokale Independence Day-Party, wir schlagen die Einladung aber aus und fallen fertig in die Betten.



Zu Fuß durch den Mission District: 2,5 Meilen / 4 Kilometer
Zu Fuß durch Russian Hill und Downtown: 8 Meilen / 13 Kilometer

MUNI-Tickets: 6,75 $
Mittagessen: 35,00 $
Kaffee: 6,00 $
Burgermeister: 40,13 $
Unterkunft (AirBnB): 166,00 $

Michael

Hallo, ich bin Michael. Wenn ich nicht im Alltag mit Statistiken und Zahlen jongliere genieße ich es, die Welt zu erkunden.

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