Quod non fecerunt barbari, fecerunt Barberini.Ein wenig Latein zum Einstieg
Wie jedes Jahr ist der Buß- und Bettag Ende November die perfekte Gelegenheit, noch einmal Sonne zu tanken, bevor sich in sibirisch-Sachsen der lange, dunkle Winter festsetzt. In die engere Wahl für dieses Mal kamen Lissabon und Rom, das sich am Ende knapp durchgesetzt hat.
Wir wollen diesmal als Gruppe von fünf von Mittwoch bis Sonntag bleiben, aber wie schon letztes Jahr in Barcelona schlägt der November-Fluch zu und am Ende springen gleich zwei von uns spontan noch ab.
Außer dem Entkommen aus dem Alltag steht wenig Konkretes auf dem Plan. Von einem früheren Besuch in Rom kenne ich den Vatikan und die Ruinen von Ostia Antica, die ich beide gerne nochmal sehen würde. Ansonsten starten wir planlos in die vier Tage, denn genug Kultur und Sehenswürdigkeiten zu finden sollte in der antiken Metropole das geringste Problem sein.
Flug und Ankunft
Mein erster Besuch in Rom war 2006 mit meinem Latein-Kurs – genau genommen war er sogar der Hauptgrund für den Latein-Kurs 😉 Damals ging es per Reisebus in einem 15-stündigen nächtlichen Gewaltmarsch über die Alpen, eine Erfahrung, die ich kein zweites Mal machen muss. Trotz der eigentlich überschaubaren Strecke ist auch die Bahn keine Alternative, wir fliegen also. Christopher und ich starten von Berlin Schönefeld, Karo wegen einer Dienstreise von Köln aus. Sie kommt deshalb erst drei Stunden nach uns in Rom an. Mit Ryanair finden wir Hin- und Rückflüge für insgesamt unter 75 EUR pro Kopf, da fällt auch nicht ins Gewicht, dass das Aufgabegepäck extra kostet.
Rom hat gleich zwei internationale Flughäfen: Fiumicino im Südwesten der Stadt und Ciampino im Südosten. Letzterer ist kleiner und wird hauptsächlich von Billigfliegern angeflogen, während in Fiumicino der Großteil der regulären Airlines vertreten ist. Im November 2016 bleibt uns keine Wahl: Fiumicino ist wegen Bauarbeiten für mehrere Wochen komplett geschlossen.
Während man Fiumicino ziemlich bequem per Bahn erreicht, bleibt in Ciampino nur der Bustransfer zum Hauptbahnhof Roma Termini. Um die ankommenden Gäste schlagen sich – und das ist wörtlich zu nehmen – mindestens fünf Busgesellschaften. Weil diese keine festen Haltestellen haben, die Tickets mal direkt beim Fahrer, mal am Kiosk in der Ankunftshalle gekauft werden müssen und vor allem weil das mit dem gesittet warten hier nicht wirklich klappen will, kostet es uns fast eine Stunde und den Großteil meiner Selbstbeherrschung, bis endlich die Koffer und wir im selben Bus sind.
Als wir dann aber in der mediterranen Dämmerung auf von Pinien gesäumten Straßen in Richtung Zentrum rollen, kommt sofort wieder Vorfreude auf. Auf dem Rückweg zum Flughafen blüht uns das gleiche Spiel übrigens nochmal.
Unterkunft
Auch in Rom gibt es für Gruppen und Familien keine bessere Option als AirBnB: Die Kombination aus Platz, zentraler Lage, lokalem Flair und der Möglichkeit, sich selbst zu verpflegen schlägt so schnell kein Hotel. Für unsere ursprünglich fünf Köpfe finden wir eine Wohnung an der Via Aurelia, zwei Metro-Stationen westlich der Vatikanstadt für kaum schlagbare 22,50 EUR pro Kopf und Nacht.
Mit zwei Schlafzimmern, zwei Bädern, Wohn- und Esszimmer und Küche gibt es alles was wir suchen und da wir nur zu dritt sind haben wir genug Platz, uns in der riesigen Wohnung zu verlaufen. Ziemlich genial ist die Terrasse mit Garten, wo wir unter Palmen die auch im November noch warmen Abende genießen können. Die Einrichtung der mit schweren, antiken Möbeln ist auf den ersten Blick ein wenig einschüchternd, wir fühlen uns aber sehr wohl.
Nicolo, unser Gastgeber, wohnt ein Stockwerk höher im selben Haus und empfängt uns fast schon überschwänglich herzlich und zuvorkommend. Auch in den nächsten Tagen erkundigt er sich bei jeder Gelegenheit, ob alles in Ordnung ist. Für unsere Orientierung liegt ein Ordner voller Wegbeschreibungen und Tipps zu Restaurants und Museen bereit. Für die Gastgeberrolle und die Unterkunft eine dicke Empfehlung für Nicolo.
Metro, Bus & Bahn
In Sachen ÖPNV ist Rom leider eher Entwicklungsregion. Da das Stadtzentrum aber einigermaßen kompakt ist, macht das wenig aus.
Die Metro von Rom ist ziemlich sparsam ausgebaut, kein Wunder wenn der Untergrund ein Minenfeld archäologisch bedeutsamer Schätze ist. Neben den bestehenden zwei Linien ist die neue Linie C im Bau, das war sie allerdings schon 2006. Interessant ist eigentlich nur die Linie A, die von Westen her vorbei am Vatikan ins Zentrum führt, über die spanische Treppe, den Bahnhof Termini und den Lateran nach Südosten. Ansonsten ist noch das Kolosseum über die Linie B erreichbar, die Wohngebiete im Süden und Nordosten der Stadt erschließt und sich am Bahnhof Termini mit der Linie A kreuzt.
Dafür ist das Busnetz sehr dicht, das gilt allerdings auch für den innerstädtischen Verkehr. Die Konsequenz daraus ist, dass man zwar mit großer Sicherheit jeden Punkt der Stadt per ÖPNV erreicht, sofern man die Zeit dafür hat. Wir nutzen die Metro fast nur für den Weg zwischen Zentrum und Unterkunft oder zwischen dem Süd- und Nordende der Innenstadt und sind ansonsten zu Fuß unterwegs. Der Fahrpreis für 72 Stunden ist übrigens in unserem Roma Pass eingeschlossen, die Einzelfahrt zu 1,50 EUR ist aber mehr als erschwinglich.
Ansonsten: Leihfahrräder gibt es, sie zu benutzen ist aber auf den größeren Straßen selbstmörderisch und in den kleinen Gassen schlicht unmöglich. Radwege sind mir keine aufgefallen. Einige der Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel die Katakomben, die Via Appia oder die Ruinen von Ostia Antica oder Tivoli liegen außerhalb der Stadt und sind per Zug oder mit speziellen Bussen von Roma Termini aus zu erreichen.
Kunst und Kultur
Auch wenn man Tage damit verbringen kann, nur durch die engen Gassen des antiken Zentrums von Rom oder Trasteveres zu laufen, ist kein Rom-Besuch komplett, ohne zumindest ein paar der zahllosen Museen und antiken Monumente mitzunehmen. Hier empfiehlt sich dann doch ein wenig Vorab-Orga, denn
- Die Hauptattraktionen, vor allem das Kolosseum, die vatikanischen Museen, der Petersdom und das Forum Romanum sind heillos überlaufen. Wer nicht den halben Tag Schlange stehen will, versucht, sein Ticket vorab online zu sichern. Leider bieten lange nicht alle Museen und Monumente eine Skip-the-Line-Option.
- Zu vielen Attraktionen gibt es Kombi-Preise mit anderen Einrichtungen. Auch hier bietet sich eine schnelle Recherche an, bevor man unnötig doppelt zahlt.
- Hauptproblem im November sind die Öffnungszeiten: Es wird schon gegen 17 Uhr langsam dunkel und die meisten Ausgrabungsstätten und Attraktionen unter freiem Himmel lassen gegen 16 Uhr den letzten Schwung an Besuchern ein. Also am besten vormittags mit den Outdoor-Zielen anfangen und Museen und Kirchen für den Nachmittag aufheben.
Auch Rom hat ein Angebot speziell für Touristen: Der Roma Pass für 72 Stunden bietet für 38,50 EUR neben freier Fahrt mit Metro und Bussen freien Eintritt zu zwei von über 45 Museen und Monumenten, darunter auch Highlights wie das Forum Romanum, die Kapitolinischen Museen und das Kolosseum. Die Beschränkung auf zwei Ziele halte ich zwar für ziemlich knausrig, aber immerhin kann man als Roma Pass-Inhaber in den meisten Fällen an der Schlange der wartenden vorbei direkt zum Kartenschalter vorrücken. Von daher ein faires Angebot.
Generell würde ich empfehlen, für den Vatikan inklusive Museen, Petersdom und Engelsburg mindestens einen kompletten, langen Tag einzuplanen. Schneller geht schlicht nicht, auch wenn man dank online-Ticket ohne Wartezeit eingelassen wird. Auch ein Ausflug zur Via Appia oder nach Ostia braucht den Großteil eines Tages, genauso wie auch nur ein grober Überblick über die wichtigsten Ausgrabungen rund um das Forum Romanum, den Palatin und das Kolosseum. Wer noch eine der grandiosen Thermen oder die Domus Aurea sehen will, kann gleich zwei Tage reservieren.
Ihr seht, es ist genug zu tun für Wochen 😉
Unterwegs in der Stadt
Wettertechnisch gesehen haben wir in Rom großes Glück. Die Temperaturen liegen durchgängig zwischen 15 und 20 °C und abgesehen von ein paar kurzen Regenschauern stört uns nichts beim Erkunden der Stadt. Besonders am ersten und letzten Tag genießen wir sogar für längere Zeit Sonnenschein und blauen Himmel.
Am ersten Tag lassen wir uns nach ausgiebigem Frühstück von der Metro an der Piazza di Spagna ausspucken und von da an einfach durch das Gewirr der Gassen der Altstadt treiben. Am meisten fasziniert mich an Rom die schiere Dichte an weltbekannten Bauwerken, Plätzen und Attraktionen, die meistens völlig unverhofft vor einem stehen, wenn man um die Ecke einer unscheinbaren Gasse biegt.
Neben den Highlights wie dem Pantheon und der Piazza Navona liebe ich auch die ruhigen Hinterhöfe, in die man oft nur durch ein Tor einen kurzen Blick werfen kann, die mit ihrer Ruhe und unberührtheit aber in einer komplett anderen Welt zu liegen scheinen. Nach einem kurzen Abstecher zum Kapitol, zur Tiberinsel und nach Trastevere ist der Tag auch erschreckend schnell vorbei.
Tag zwei steht ganz im Zeichen der Ruinen: Wir starten am Forum Romanum, dann folgt der Palatin mit den unfassbaren Ruinen der Kaiserpaläste und das Kolosseum. Nach der Dämmerung finden wir sogar noch Zeit für einen Abstecher zu den Thermen des Diokletian. Am Tag drei stehen wir vor der Entscheidung, nach Ostia Antica zu fahren, das mich 2006 komplett umgehauen hat, oder den Tag in der Vatikanstadt zu verbringen. Wegen der kurzen Öffnungszeiten der Ausgrabungen fällt die Wahl auf den Vatikan.
Zwischen den großen Attraktionen warten aber die eigentlichen Höhepunkte Roms, neben dem entspannten Espresso an der Bar über den kleinen Platz zwischen winzigen Gassen, der sich plötzlich auftut, ein Abstecher unter die riesigen Pinien der Villa Borghese bis zum Blick von der obersten Ebene der Engelsburg über die Hügel, Türme und Kuppeln der ewigen Stadt. Der größte Fehler hier wäre, einfach nur von A nach B zu hetzen, die wahren Schätze Roms liegen definitiv versteckt am Wegesrand 🙂
Essen & Co
Der Römer und seine Bar – In Italien wird das Frühstück und die Pause unterm Tag öffentlich zelebriert, wie fast überall im mediterranen Raum. Dafür hat man als echter Römer eine angestammte Bar. Die hat mit der deutschen Vorstellung des Begriffs recht wenig zu tun und besteht oft nur aus einem Tresen, an dem man seinen Espresso und maximal noch ein Croissant im Stehen genießt. Für alle, die sich unverständlicherweise nicht mit dem fast immer hervorragenden Espresso anfreunden wollen, ist wahrscheinlich der Americano der beste Kompromiss zum heimischen Filterkaffee. Auch für alle Rauchenden ist die Bar der erste Anlaufpunkt des Tages, denn Tabak gibt es nur hier und in lizenzierten Läden. Auch wir haben gleich am ersten Morgen unser Stamm-Etablissement in der Nachbarschaft festgelegt 🙂
Mittag- und Abendessen – Die Hauptmahlzeit liegt selten vor 20 Uhr und damit für unsere Verhältnisse sehr spät. Die meisten Restaurants in Rom haben sich zwar darauf eingestellt, Touristen auch schon eher zu verköstigen, die wirklich authentischen Restaurants erkennt man aber daran, dass sie Abends frühestens um 19 Uhr öffnen. Nach meiner Erfahrung ist das ein echtes Qualitätskriterium, besonders in überlaufenen Ecken wie dem Campo dei Fiori.
Römische Küche – Natürlich findet man in Rom alle Klassiker der italienischen Küche. Die Stadt hat aber einige echte Spezialitäten zu bieten, die man in Deutschland nur im Ausnahmefall findet. Generell ist die römische Küche rustikaler als die in Norditalien, häufig findet man Guanciale, also geräucherte Schweinebacke, Innereien, herzhaften Pecorino Romano aus dem Umland und Artischocken. Besonders letztere kann ich empfehlen, seit Rom gehört Pasta mit Artischocken zu meinen absoluten schnellen Lieblingsgerichten. Aber auch einfache Tonnarelli Cacio e Pepe, also mit Pecorino und schwarzem Pfeffer, sind mit den richtigen Zutaten eine echte Offenbarung.
Zuguterletzt noch ein konkreter Tipp – Die Antica Hostaria Romanesca am Campo dei Fiori. Zwischen den unzähligen Touristenfallen rund um diesen wunderschönen Platz findet sich tatsächlich noch eine echte authentische Perle mit römischer Küche. Der Service war unglaublich freundlich und zuvorkommend und hat uns bei der Auswahl bestens beraten. Als Vorspeise unbedingt die ganze Artischocke mit Öl und Pfeffer probieren.
Im nächsten Beitrag findest du dann die Bucket List mit den Top 10 der Dinge, die du auf dem Weg zum echten Rom-Entdecker nicht verpassen darfst.